The Flys – Waikiki-Beach- Refugees
In letzter Zeit häufen sich zwar, dank Punk und New Wave, Debutalben unbekannter Gruppen, die das Vinyl und ihren Anschaffungspreis wert sind. Dennoch bin ich nach Anhören von „Waikiki-Beach-Refugees“ ziemlich verblüfft über soviel potentes Songmaterial und die signifikante und ausgereifte Stilistik. Die Flys vier junge Engländer, die ihre Instrumente ebenso virtuos wie ihre Stimmen beherrschen einzuordnen hieße, sie selbst zu kastrieren. Sie sind mit allen Wassern gewaschen und haben eine sehr ausgewogene und ungezwungene Verbindung zwischen englischer Rotzigkeit und amerikanischer Lässigkeit gefunden, die man zwischen den Byrds, Tom Petty, Ramones, den Rolling Stones und gar den Beatles ansiedeln müßte.
Vorrangig wird von Liebe gesungen, und zwar recht amüsant. Bewährte Vokalharmonien der 60er Jahre hören sich bei den Flys so neu an, als hätte es sie davor noch nie gegeben. Eigentlich ist ihre Musik recht zeitlos und kann mit gutem Gewissen als niveauvoller Pop mit Hitklasse eingestuft werden. Die 1 2 durchweg melodiös-eingängigen Songs stammen aus der Feder von Sänger, Gitarrist und Keyboardman Neil O’Connor; zwei („Don’t Moonlight On Me“ und das Titelstück „Waikiki Beach Refugees“) entstanden in Zusammenarbeit mit Gitarrist und Sänger David Freeman. Auf Seite eins fallen besonders „She’s The One“ mit einem quengeligen Saxophon und „Monsoon Sky“ auf, das wie eine astreine Rolling Stones-Nummer klingt, obwohl die sich heute eine so einfache Komposition gar nicht mehr zutrauen. Seite zwei bietet, wie auch Seite eins, durchwegs originelles Material, aber besonders schön ist „Some Kind Of Girl“‚, das Heavy-Metal-Stück „I Don’t Know“ mit dem naivphilosophischen Satz: „I don’t know what I want, but I want it now!“, sowie der Titelsong „Waikiki ßeach Refugees“, was soviel wie „Waikiki-Strandflüchtlinge“ (das alte Eldorado der Surfer) heißt. Ich kann nur sagen, laßt die atemlosen Flüchtlinge nicht ungehört vor der Tür stehen nehmt sie auf! Es lohnt sich.
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