The Libertines

ALL QUIET ON THE EASTERN ESPLANADE

EMI/Universal (VÖ: 5.3.)

Die Helden aus der Garage des Indie-Rock-Revivals finden Gefallen am Orchestralen.

Hätte Ende 2004 jemand prophezeit, dass dieser Band noch eine Zukunft jenseits von nostalgischen Reunion-Gigs beschieden ist – er oder sie wäre wohl für verrückt erklärt worden. Man braucht die frühen Eskapaden Pete(r) Dohertys hier nicht noch mal auszubreiten, sagen wir einfach, es war alles zu schwierig, um nach zwei in den Indie-Rock-Kanon eingegangenen Alben einfach weiterzumachen.

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Doch Zeiten ändern sich und Beziehungen ebenfalls, wenn es nicht gerade die zwischen Noel und Liam Gallagher ist. Und so ergibt die Diskographie der Libertines auch dank der schier endlosen Nachsicht Carl Barâts nun eine Art (vorläufig) geschlossenen Kreis: Hier die zwei garagigen Sturm-und-Drang-Platten aus den frühen Nullerjahren, dort mit ANTHEMS FOR DOOMED YOUTH von 2015 und ALL QUIET ON THE EASTERN ESPLANADE zwei Nachfolger produktionstechnisch ungleich ausgereifterer Natur.

Zeiten ändern sich und Beziehungen ebenfalls

Lag den ANTHEMS noch spürbar die Absicht zugrunde, an die alten Zeiten anzuschließen, wirkt AQOTEE nun tatsächlich oft mehr wie ein Bruch mit der Vergangenheit. Viel zu tun hat das auch mit dem französischen Produzenten Dimitri Tikovoï, der hier gar nicht mal so wenigen Songs eine orchestrale Wall Of Sound (!) verpasst.

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So etwa Dohertys Post-Brexit-Migrations-Reflexion „Merry Old England“, die ihren melancholischen Zauber zwischen Backing-Chören und wogenden Streichern entfaltet; John Hassalls „Man With The Melody“, der als erster Libertines-Song aus der Feder des Bassisten zum Elegischsten gehört, was man je von dieser Band gehört hat; oder auch den ebenso elastischen wie katerigen Swing „Baron’s Claw“, der mit jazzigen Bläsern den Geist der Roaring Twenties atmet.

The Libertines veröffentlichen tatsächlich ein neues Album

Wem all das nun zu viele Abwege und zu wenig Libertines sein sollten: Zu Nummern wie „Run Run Run“, „Be Young“ oder „Oh Shit“ (in dem sogar melodische Spurenelemente von „Don’t Look Back Into The Sun“ verwurstet werden) kann man sich immer noch prima in die goldenen Jahre des Indie-Rock zurücktanzen.

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