The Lords Of The New Church

Das Cover sieht aus wie eine Arbeit des Fern-Malkurses „Wie werde ich Dali in einer Woche?“. Die Band setzt sich zusammen aus Punk-Stars von gestern. Der Sound käme ideal als Hymne für ein Leihhaus.

Rundum ein Gemischtwarenladen, den Stiv Bators (voc), Brian James (g), Dave Tregunna (b) und Nikky Turner (dr) hier eröffnet haben. „Space-Rock“ der Frühsiebziger, ein bißchen Horror, garagige Pschedelia, Reste von Punk und den Electric Prunes. Alles ist ständig verhallt, donnernde Trommelwirbel, glasklare Phaser- und wilde Sägegitarren in trautem Nebeneinander. Die Texte:

Oft naiv („Beneath the haircut and clothes we’re really all the same“), fast immer überladen (The silence of conspiracy, slaughtered on the altar of apathy“ – grausig schön …), aber auch mit konkreten Nackenschlägen, speziell für den Klerus und den „anti-Soviet Polish priest“.

Hier sind also die „Herren der neuen Kirche“, die uns aber dankenswerterweise in ihrem allumfassenden, charmanten Amateurismus mit potentiellen Erlöserbotschaften verschonen. Das Autorenteam Bators,‘ James liefert prächtige Refrains mit hohem Wiedererkennungswert, drum herum sind angenehm simple Strophen angelegt. Eine Riesennummer (eingeleitet und beendet vom Helikopter-Sirren aus „Apocalypse Now“ …): „Russian Roulette“, ein Überbleibsel aus blumigen 67er-Tagen, da die englischen Pop- und Pseudo-Psychedelia in vollster Blüte stand. Der Chorus von „Question Of Temperature“ ist von zwei Dutzend mittsechziger US-Bands abgekupfert. „Li’l Boys Play With Dolls“ erinnert an Led Zeppelins dunkelsten Moment („Rock And Roll“) und leiht kräftigst bei den New York Dolls („…lookin‘ for a kiss“). Krönender Abschluß: „Holy War“ mit vollen Breitseiten gegen die Pfaffen dieser Welt.

Ich kann diese LP zu keiner Sekunde ernst nehmen und empfinde sie als den bislang herrlichsten trash dieses Jahres – druckvoll und amüsant, verquast und sympathisch.