The Lotus Eaters – No sense of sin

Der Sommer tritt in seine verzweifelte Endphase, da kommt – schönfärberisch trist – das Debüt der Lotus Eaters. Die Lotus Eaters, das sind in der Hauptsache zwei junge Liverpooler: Gitarrist Jeremy Kelly und Sänger Peter Coyle, die uns von Cover-Vorder- und Rückseite mit treuen, traurigen, nebelverhangenen Augen anschauen: das heißt, eigentlich geradewegs an uns vorbeisehen, ganz soft jenseits der Schmerzgrenze, die Empfindsamkeit mit dem Dreschflegel eingebleut. Letztes Jahr wurden sie als hoffnungsvoller Nachwuchs gehandelt nach ihrer ersten Single, dem netten Sommerschlager „The First Picture Of You“, einem lieblichen Liedchen mit beinahe bezwingendem Mitsing-Refrain, Also hier mehr davon: Nach gleichem, Erfolg verheißenden, simplen Strickmuster fabrizierte Nummern, keine davon so anregend wie ihr Hit vom letzten Sommer, aber alles gefällig, angenehm einlullend und ohne Ecken, ohne Schärfe. Auf gepflegtem Rhythmusteppich zupfen die Gitarren und schwimmen die orchestralen Arrangements, irgendwo zwischen 60er-Jahre-Garagenbeat und Mike Oldfield. Ihre dramatischen Anklänge weisen sie als Associates für Teens aus.

Dazu wird gesungen in der „Language of tears“: Daß das Leben eines der schwersten ist; grausige Pennälerlyrik vom Schlage „The blocks of workers hands pleading for some contact with the world of love“.

NO SENSE OF SIN ist ein keimfrei sauberes Oberflächenprodukt ohne große Originalität und Persönlichkeit und gerade deshalb so verbraucherfreundlich. Für mich schlechter als die Pale Fountains und besser als China Crisis, erfolgversprechend und im Trend liegend. Die ideale Platte für die, die auch im Spätsommer, wenn die Blätter fallen, ihre Ruhe haben wollen. Knapp: (4)