The Notwist – On/Off The Record
Vier Jahre ist es her, seit das Album NEON GOLDEN die Welt verzückte. Im gleichen Jahr wurde Jörg Adolphs Dokumentation für 3Sat produziert. Für diejenigen, die es damals versäumt haben, sie aufzuzeichnen, oder keinen Videorecorder mehr haben, gibt es jetzt die DVD. Und der Film ist mehr als die Entstehungsgeschichte eines Albums: Er gibt einen (nicht immer sachlichen) Überblick über Musikproduktion und einen (nicht immer objektiven) Einblick in die Musikindustrie. Vor allem aber ist on/off the record eine Liebeserklärung an eine Ausnahmeband – wobei Adolph immer mehr beobachtet als kommentiert, Bilder zur Verfügung stellt, ohne ihnen eine Bedeutung aufzuzwingen. Oft ist man stiller Teilhaber, sieht nur die Bandmitglieder beim Prüfen von gerade aufgenommenen Spuren und abgenüschten Versatzstücken. Wenn sie darüber diskutieren, benutzen sie eine eigenartige Sprache, die man wahrscheinlich nur versteht, wenn man mit ihnen wochenlang im Studio eingesperrt war – in dieser seltsamen Technik- Oase am Rand eines oberbayerischen Dorfes. Aber wenn Adolph immer wieder Bilder von Schafen, Feldern und Traktoren zwischen die Studioimpressionen schiebt, macht plötzlich alles Sinn – erst recht musikalisch. Dort finden die komischen „Insektengeräusche“ (Markus Acher) ihr Vorbild, die Martin Gretschmann da aus seinen Gerätschaften holt, on/off the record ist ein ruhiger Film, der den Rhythmus der Musik von The Notwist aufgreift und die Musikerlange dort lässt, wo sie sich am liebsten sehen: im Hintergrund. Nachdem das Album im Abbey Road Studio den finalen Schliff bekommen hat, ist der Film jedoch erst zu zwei Dritteln vorbei: Jetzt muss die Band ran. Angebote von Plattenfirmen werden ausgelotet, Interviews müssen gegeben, Fotos gemacht, das Release-Konzert organisiert werden. Der Zusammenschnitt eines Interviewtages zeigt, wie fehl am Platz sich die Band in dieser Welt fühlt: Auf die immer gleichen Fragen folgen immer ratlosere Gesichter. Später lesen die Bandmitglieder die gedruckten Artikel laut vor – wieder völlig unkommentiert, und doch kann man wohl die Diskrepanz zwischen Musik und Musikjournalismus nicht besser darstellen.
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