The Notwist – The Devil, you + me

Wir Staatmenschen, wir haben ja keine Ahnung. Wenn wir Stadtmenschen neon golden herausgebracht hätten und müssten dann im Angesicht einer binnen sechs Jahre ins Unermessliche gewachsenen Erwartungshaltung eine neue Platte aufnehmen – wir würden wahrscheinlich zeitlebens keinen Mucks mehr machen. Aber wir sind ja auch Stadtmenschen. Und The Notwist sind Weilheimer. Das ist zwar auch eine Stadt, aber nur eine ganz kleine. Vielleicht liegt es an den schönen Seen im Umkreis, deren kaltes, klares Wasser einen von allen fremden Hoffnungen reinwäscht. Oder an den Bergen am Horizont, die höher sind, als Erwartungen je steigen können. Jedenfalls hat die Band um die Brüder Markus und Micha Acher jetzt ein Album aufgenommen, dem man die Last der Erwartungen in keiner Sekunde anhört. Das wiederum freilich hätte man sich denken können. Denn ohne die Eigenschaft, sich um medial hochgejazzte Erwartungen so was von dermaßen überhaupt keinen Deut zu scheren, hätten The Notwist nie diesen Status erlangt, der sie quasi zum Idealbild einer Indieband macht, the devil, you + me setzt die Tradition der zunehmenden Kontemplation fort, die 1995 mit 12 begann, und verlangt absolut ungeteilte Aufmerksamkeit. Nur dann erschließt sich der in tektonischen Tiefen verborgene Sinn von Kornpositionen wie „Where In This World“ und „On Planet Off“. Und nur dann wird klar, warum das hier eigentlich eine 6-Sterne-Platte ist. Und wenn der Autor den letzten halben Stern nicht rausrückt, dann nur deshalb, weil er als Stadtmensch eben nicht aus seiner Haut kann. Ein Ausflug wäre mal wieder gut. Oder gleich ein ganzer Umzug. Nach Weilheim vielleicht. VÖ.2.5.

>» www.notwist.com