The Piano Has Been Drinking – The Piano Has Been Drinking

Eine Bierdeckelidee, gewiß. Aber so jeil wie ein Vollrausch und so würdig wie der Brummschädel am nächsten Tag: Tom Waits op Kölsch, eingelegt in Kabänes, ausgeschwitzt von Musikern, die die hohen Weihen der Theke erhalten haben. In der Domstadt gehört die Band schon seit 1988 zu den heißen Geheimtips. Die spontan arrangierten Konzerte waren allesamt schnell ausverkauft, und auch die ortsansässige Boulevard-Presse nahm Notiz. Doch keine Kölner Plattenfirma, sondern ausgerechnet die Münchner Ariola verpflichtete das vielköpfige Ensemble. Die eingefleischten Fans von Tom Waits um das Kernduo Matthias Keul (ehemals Food Band, Dunkelziffer, Wolfgang Niedecken & Complizen) und den Sänger Gerd Köster (ehemals Schröder Roodshow, Die jeilen Träumer, Erbförster, Zarah Zylinder) wollten Songs über Huren und Säufer in Kölnischer Mundart bringen. Und wie Köster die rauhe, melancholische Bierseligkeit nachempfindet, diesen Ton zwischen zynischer Abwehr und genuscheltem Mitleid anschlägt – das trifft voll ins Schwarze. Und so begegnet man nicht der Nutte aus LA., sondern dem „Flittchen vom Eijelstein“ nebst vielen anderen Halbweltfiguren, die die Welt von Tom Waits bevölkern. Auch musikalisch geht die Rechnung auf: Matthias Keul fand einen Weg zwischen Werktreue und Neubearbeitung und inszenierte miefigen Bar-Jazz wie überdrehte Rock-Schieber leb- und glaubhaft. Nicht nur für Kölner ein Muß.