The Replacements – Vier Re-Releases

Muss man sich mal vorstellen: Da sitzt man in der Provinz, in der Mitte von Nirgendwo (auch wenn dieses Nirgendwo in unserem Fall Minneapolis heißt und recht eigentlich eine ziemliche Großstadt ist), derweil Iros und Pogo und Sicherheitsnadeln en vogue sind, kurz: Punk rult. Was tun? Ab in den Keller und spielen, spielen, spielen, bis die Pfoten bluten und der Frust weg ist. Exakt das taten Bob Stinson (Gitarre), Tommy Stinson (Bass), Chris Mars (Schlagzeug) und Paul Westerberg (Gesang, Gitarre), der auch noch fast alle Songs schrieb. Und irgendwann im Jahr 1981 krochen die jungen Hüpfer aus ihrem Verlies hervor und rotzten der Welt ihr SORRY MA. FORGOT TO TAKE OUT THE TRASH 3,5, Sterne, entgegen.- 18 Stücke in 36 Minuten, ultraspeediger Punkrock mit einigen Schlenkern ins berserkerhaft Bluesige, weißglühende Energie, Wut in der Stimme, dazu ein Tribut an Hüsker Du. „Get outta my way“, rüpelte Westerberg – genauso klang das. Etwa zur gleichen Zeit entstand die EP STINK, 2,5 Sterne, die 1982 veröffentlicht wurde. Und wieder reichte ein Blick auf die Songtitel – zum Beispiel „Kids Don’t Follow‘, „Fuck School“ oder „Gimme Noise“ -, um Bescheid zu wissen: runde 15 Minuten Randale. Ausgefeilter, domestizierter, aber immer noch hinreichend ungestüm kam im Jahr darauf HOOTENANNY 3,5, Sterne, daher, das zweite Full-Length – (naja, 31 Minuten)-Album der Replacements. Melodien! Refrains! Dynamik! Noch besser fiel wieder ein Jahr später LET IT BE, 4,5 Sterne, aus, für das Paul Westerberg alle Songwriter-Register zog und den Gruppensound mit Piano, Akustikgitarren und Mandotine unterfütterte. R.E.M.-Gitarrist Pete Bück steuerte in „I Will Dare“ ein feines Gitarrensolo bei, und Songs wie „Garys Got A Boner“. „Black Diamond“ oder „Sixteen Blue“ waren allerfeinster, äh, Powerpop. Schade nur, dass diese Wiederveröffentlichungen so lieblos aufgemacht sind: keine Bonustracks, lose Blätter statt dicker Booklets, immerhin digital remastered. Dankeschön. Keep your vinyl, please.

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