The Rezillos – Can’t Stand The Rezillos

Ort: Edinburgh. Objekt: The Rezillos – Faye Fife (vocals), Eugene Reynolds (vocals), Jo Callis (Gitarre), William Mysterious (Baß), Angel Paterson (Drums). Inspiration: Comics/ TV/50er Jahre/ Filme/Sci Fi/ 60er Jahre – Musik – Atmosphäre: Rhythm&Blues, Connie Francis. Gerry & The Pacemakers, Twinkle, Lulu, Kinks. Produkt : „Can’t Stand The Rezillos“. Quintessenz: Ich kann’s. Seit Februar ’78 liegt das Album fix und fertig bei Sire, doch kommt es jetzt erst bei uns auf den Tisch. Grund: Der Wechsel des Vertriebs von Phonogram zur Ariola. Aber ist die Platte denn noch aktuell? Oh Mann! Und ob! Eine kraftvolle/wilde Interpretation der 60er-Atmosphäre. Sie wollen nicht zeigen, wie’s damals war – also kein Nostalgie-Trip im Ohrensessel am TV-Kamin. Sie sagen uns, wie sie’s sehen. Dies ist schnelle/rasende Power-Musik der 70er mit witzigen/humorvollen Texten. 13 Songs. Kurz und prägnant. Manchmal wünscht man sich, daß sie noch kürzer sind. Ramones-Methode. Auch das Cartoon/Comic-artige der Lieder erinnert an die Ramones. Und laut sind sie, die Rezillos.

Schlagartig geht’s los. Die Titel sind catchphrases. Rausgerissen aus dem Comic. Messerscharf. Man braucht nur wenig zu sagen. „Flying Saucer Attack“ fiel Jo Callis, der die meisten Songs schreibt, auf dem Klo ein; „No“ klingt, als wär’s von einem 12jährigen (Jo soll sich in diesem Stadium befinden, geistig!) – eine jugendliche Hymne über’s Nicht-Alt-Genug-Sein für bestimmte Dinge: „I’m Always Listen To Man Maa“; „Somebody’s Gonna Get Their Head Kicked In Tonight“ – eine turbulente Energieladung, die das Jeremy Spencer/Fleetwood Mac Original an die Wand drückt; „Top Of The Pops“ – ein Sketch über die englische TV-Musiksendung: „2000 A.D.“ – basiert auf dem gleichnamigen Comic und reflektiert die no future, maaannn-Theorie; „It Gets Me und „Can t Stand My Baby“ beschließen Teil 1. Fortsetzung folgt.

„Glad All Over“ und „I Like It“ sind die beiden anderen Coverversionen; sie stammen im Original von Dave Clark Five und Garry & The Pacemakers – ein wenig farblos, wenn man sie mehrmals hört; „Good Sculptures“ – jemand mag sein Girl, weil’s seltsame Qualitäten hat: „Getting Me Down“ a la Feelgood; „Cold Wars“ ist ein gewaltiger Augenblick, der den ganzen Prunk der LP unterstreicht -Fays eisigkalte Stimme schneidet in einen scharfen Rhythmus, beides prallt dann in einen angespannten Höhepunkt, wenn Jo Callis eine schnelle/ kontrollierte/melodische Gitarre einbringt.

Die Rezillos besitzen sowohl einen Sänger als auch eine Sängerin. Eugene, vom Aussehen her eine Kreuzung aus dem jungen Gary Glitter und einem Marvel-Superhelden, singt im hysterischem Zappa-Stil: Faye, sein weibliches Pendant dagegen mit überlegener/plärrender Stimme, die sich weder der snobistischen amerikanischen Ausdrucksweise noch des Standard-Grollens der weiblichen Punks bedient, sondern einen leichten Schotten – Akzent durchklingen läßt. Wenn beide zusammen singen, bricht der Sturm los. Ein einziger Überschlag. Und das ist „Can’t Stand The Rezillos“. Ein frenetisch losschlagendes Debüt!