The Rolling Stones – Stripped :: Rolling Stones
Ich kann sie wirklich nicht mehr hören, die Frage, welche drei Platten ich mitnehmen würde auf eine einsame Insel. Und doch würde STRIPPED ganz sicher dazugehören. Denn die Neue der Stones ist eigentlich eine Alte, läßt 30 Jahre meines Lebens Revue passieren -— von ‚The Spider And The Fly‘ (1964) bis ‚Like A Rolling Stone‘, jenen Dylan-Klassiker, den die „greatest rock’n’roll band in the world“ erst im Mai 1995 bei einem Club Gig im legendären Amsterdamer ‚Paradiso‘ in ihr Programm aufnahm. Weil STRIPPED seinem Namen gerecht wird, die Songs von unnötigem Ballast befreit, sie buchstäblich einem STRIPtease unterzieht und so die nackte, reine Substanz der Rock’n’Blues-Klassiker in den Vordergrund stellt, wirken die einzelnen Nummern so frisch und unverbraucht wie zuvor wohl nur in der Phase ihrer Entstehung. Aufgenommen wurde STRIPPED während der langen Voodoo Lounge-Tournee. Nicht jedoch in den riesigen Arenen, sondern eher beiläufig und mit geringem technischen Aufwand in vergleichsweise kleinen Hallen wie dem Pariser ‚Olympia‘ und eben dem ‚Paradiso‘ in Amsterdam. Ein anderer Teil der Songs wurde unter Live-Bedingungen in den Tokioter Toshiba-EMI Studios mitgeschnitten, wieder andere Nummern bei den Konzertproben in Lissabon. Rundum zufrieden zeigt sich Ur-Stone Keith Richards mit der neuen Platte seiner Band: „Am Anfang haben wir uns natürlich gefragt, ob die Leute die alten Songs überhaupt noch hören wollen. Aber jetzt bin ich ganz sicher, daß uns eine prima Platte geglückt ist. Ich wollte immer schon mal ein Album abseits der sterilen Studioatmosphäre aufnehmen, ohne am Ende eine weitere typische Liveplatte vorzulegen. Mit ‚Stripped‘ ist das endlich gelungen.“ Und wie. Nicht nur, daß die stellenweise regelrecht intim geratene CD herrlich naturbelassen klingt, auch die Songauswahl ist vom Feinsten. Neben den eingangs erwähnten Nummern liest sich das Titelverzeichnis von STRIPPED wie folgt: ‚Street Fighting Man‘, ‚Not Fade Away‘, ‚Shine A Light‘, Tm Free‘, ‚Wild Horses‘, ‚Let It Bleed‘, ‚Dead Flowers‘, ‚Slipping Away‘, ‚Angie‘, ‚Love In Vain, ‚Sweet Virginia‘ und ‚Little Baby‘. Insgesamt 14 Songs, wobei die Stones sich mit ‚Love In Vain‘ von Robert Johnson und ‚Little Baby‘ von Willie Dixon vor zwei großen Bluesmen verbeugen. Anerkennung verdient auch die Leistung der Gast-Rolling Stones auf STRIP-PED: neben Bill Wyman-Ersatz Darryl Jones am Bass, Chuck Leavell an den Keyboards, Bobby Keys am Saxophon, Bernard Fowler und Lisa Fischer als Backing Vocals sowie einmal auch Don Was an der guten, alten Hammond B-3. Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt’s obendrein noch eine Überraschung für Multimediafans: In einem CD-ROM-Teil bietet STRIPPED das Live-Video von ‚Like A Rolling Stone‘ aus dem ‚Paradiso‘ sowie Interviews, Fotos und Songtexte. Ein Rundum-glücklich-Paket.
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