Kein Meisterwerk, was die Londoner hier abliefern, aber ein brauchbares und zeitgemäßes Rockalbum.

Bereits auf ihren ersten beiden Alben, dem Debüt What Did You Expect from the Vaccines? (2011) und Come Of Age (2012), erwiesen sich die vier Musiker der Band aus London als äußerst gelehrige Schüler, die mit Anstand und Verve die Musikgeschichte der letzten fünf Jahrzehnte aufmischten. Daran hat sich nach einer Pause von drei Jahren auf English Graffiti nicht viel geändert. Die Vaccines schießen auch heute noch gerne über das Ziel hinaus, tragen in manchen Momenten ein wenig zu dick auf und sind auch keine Kostverächter, wenn es darum geht, sich hier und da ein originelles Zitat auszuleihen. Doch ihr ungestümes Drängeln führt im Fall von Songs wie dem Opener „Handsome“ oder dem am Noise-Pop der 80er-Jahre geschulten Titel „20/20“ oft zu den schönsten Ergebnissen. Und auch wenn einmal nicht alle Regler auf Anschlag stehen, wie zum Beispiel bei der entzückenden Midtempo-Ballade „(All Afternoon) In Love“, widersteht die Band um Sänger und Gitarrist Justin Young erfolgreich der Versuchung, es sich zu gemütlich zu machen. Klanglich ist den vier Herren mit Unterstützung von Dave Fridmann (The Flaming Lips, Tame Impala, MGMT) und Cole MGN (Ariel Pink, Beck) mit dieser Platte sowieso ein beachtliches Werk gelungen, das sich durch Tiefe und Experimentierfreudigkeit auszeichnet. Aus 50 fertigen Songs, die der Band zur Auswahl standen, haben es am Ende gerade mal elf Nummern auf English Graffiti geschafft, was für einen harten und kompromisslosen Ausleseprozess spricht. Entsprechend wenige Ausfälle gibt es auf dem Album zu vermelden, mit dem es den Vaccines trotz ihrer fortgeschrittenen Zitierkunst gelungen ist, eine Punktlandung im Hier und Jetzt hinzulegen.