
Wenn über Musik schreiben wie zu Architektur tanzen ist, dann ist über Ambientmusik referieren in etwa wie sich vom Schattenwurf einer Gewitterwolke etwas über den Anfang der Zeit erzählen zu lassen. Man sollte nichtsdestotrotz immer wieder ein paar hilflose Sätze über Tim Hecker fallen lassen, einfach um auf sein großartiges Werk hinzuweisen.
Obwohl seine Stücke wirken, als ob sich der gebürtige Kanadier eher für Musik jenseits des Menschgemachten interessiert, sind es doch oft sehr traditionelle Klänge, die Hecker zu etwas kulminieren lässt, was mit uns tatsächlich auf die transzendentale Weise zu kommunizieren versucht. Auf dem Vorgänger LOVE STREAMS (2016) war das Chorgesang aus Island, hier u.a. Streich-, Holzblas- und japanische Gagaku-Instrumente, Letztere selbst fast so alt wie die Zeit.
Wie Hecker das alles dann verfremdet und manipuliert, um ihm Gewaltigkeit, Radikalität und einiges an Ewigkeit einzublasen, ohne jemals nur so etwas Banales wie Getöse anzurichten, soll bitte unter sieben Siegeln bleiben. Aber wie er einen mit dieser Musik packt, flutet, dehnt, verstört und fast gleichzeitig tief befriedet, ohne auch nur auf ein uns zu bekanntes Muster zurückzugreifen, macht ihn längst zu einem Fixstern am Himmel neben Eno und dem Aphex Twin, Riley und Reich.
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