Tindersticks – Waiting For The Moon

Kammerpop: Stuart Staples Freunde, die Streicher, sind wieder vollbeschäftigt.

Stuart Staples kann eigentlich machen, was er will, man wird ihn immer an den ersten beiden Tindersticks-Meisterwerken messen. Was so dramatisch nicht ist. Hauptsache, Tindersticks werden nie das, wofür sie Heerscharen von Kollegen von Anfang an cool verachteten: eine ganz normale Band. Entwarnung erstmal. Nach den schlichten, abgespeckten Songs von Can Our Love … (2001) hat Staples auf Waiting For The Moon nun wieder ordentlich zugelegt, das Streicherensemble missachtet einfach die tarifvertraglich festgelegten Ruhepausen und dreht eine Extra-Runde nach der anderen. Kurz, der Melodramatik sind Tür und Tor geöfffnet. Glücklicherweise hat Staples auch wieder ein paar überlebensgroße Songs aus dem Ärmel geschüttelt. „Say Good Bye To The City“ gehört zu den frühen Höhepunkten des Albums: eine Art Krautrock-Sinfonie, die sich aus Gitarren, Violinen und hornissenschwarmartig anrauschenden Bläsern speist, mehrfach aufgetürmt zur Kakophonie. „Sweet Memory“ hat die 1-a-Schicksalsmelodie auf dem Piano und erinnert ganz nebenbei an Velvet Undergrounds Aufbruchs-Hymne „New Age“. „Sometimes It Hurts“, mit der frankokanadischen Sängerin Lhasa De Sala entstanden, ist ein Gesäusel, das man nicht unbedingt auf einer Tindersticks-Platte haben muss. Schwamm drüber. Auf „Just A Dog“ lässt Staples sein Gemurmel in einen angenehm plinkernden Banjo-Song fallen. Und auch das ist bei Tindersticks nicht normal.

>>> www.tindersticks.co.uk

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