Die Pop-Balladen des kanadischen Singer/Songwriters erzählen vom Scheitern und Weiterträumen.

Schon der Name passt perfekt. Tobias Jesso Jr. Genauso weich und sentimental klingt er, genauso zart zerfließt er auf der Zunge wie die Songs des jungen Kanadiers: Es sind Pop-Balladen, verträumte Geschichten-Lieder vom Lieben und Leiden, vom Zweifeln, Hadern und Schmachten – so bittersüß, dass man irgendwie sofort ahnt, dass der Sänger einiges davon versteht.

Tatsächlich bietet die eigene Geschichte dem 29-Jährigen wohl einiges an Material für seine Songs. Denn es war zunächst einmal eine Geschichte vom Scheitern, und zwar mit allem Drum und Dran: Vor ein paar Jahren zog Jesso Jr. aus, um als Songwriter Karriere zu machen – von seiner Heimatstadt Vancouver nach Los Angeles, ins Zentrum der Träume. Dort lief es alles andere als gut: Einige musikalische Reinfälle, eine schmerzhafte Trennung und einen Auto­unfall später zog er wieder zurück zu seinen Eltern. Ein geschundener Träumer, ausgespuckt von einer gnadenlosen Stadt.

Irgendwo inmitten dieser emotionalen Talfahrt muss dann wohl der Ausgangspunkt gewesen sein für Jessos wunderbar schwärmerische Piano-Balladen: Die sind vor allem deswegen so schön, so federleicht schwebend und zugleich melancholisch-schwer, weil sie überhaupt keine Angst davor haben, rührselig zu sein. Es ist diese Art von schönster Gefühlsduseligkeit, von der Nilsson, Lennon und McCartney in den 60ern schon wussten, dass sie wohl nie ganz aus der Mode kommen würde. Vielleicht meint man, deren Stimmen deswegen in den Liedern herumgeistern zu hören: In „Without You“ etwa oder in „Can We Still Be Friends“.

Und dann ist da noch „Hollywood“, sein wunderbar altmodischer Abgesang auf die Stadt der Träume: „I said my prayers every night since 1995. And I pray, God help me, I’ve done the best I could. But I think I’m gonna die in Hollywood“, heißt es da. Hollywood ist vielleicht die beste Metapher, im Grunde aber meint Jesso Jr. die Romantiker in allen Städten – all die gro­ßen Träume hinter den hell erleuchteten Fensterscheiben. Und träumen lässt es sich am Klavier immer noch am besten.