Tom Jones – Close Up :: Von Lucy Ellis und Bryony Sutherland

OMNIBUS PRESS, joo S“ ENGL. 18.95 ENGL PFUND

Die Hipness geht bisweilen seltsame Wege, wobei der Faktor Zeit die wohl alles entscheidende Rolle spielt. Als Tom Jones Mitte der sechziger Jahre seinen Durchbruch als Sänger feiern konnte, war er alles andere als hip: Der erklärte Beatles-Gegner galt mehr als Entertainer von altem Schrot und Korn, ein adretter Provinz-Caruso, der in Englands Seebädern vor Damen fast jeden Alters den ganzen Kerl machte. Kein blasser, langhaariger Waschlappen, sondern eben ein handfester walisischer Bergarbeitersohn mit einer Stimme wie hundert Mann. Ergo: Muttis fanden ihn hinreißend, die meisten Töchter standen eher auf den völlig verruchten Mick Jagger oder den so sensiblen Paul McCartney. Mittlerweile hat die Jugendkultur mit Tom Jones ihren Frieden geschlossen, der Mann ist längst akzeptiert. Im Gegenzug sang Jones einen Song von einem schmächtigen Kerlchen, das früher einmal Prince hieß.Typen wie den hätte er in den Sechzigern wohl zum Frühstück verputzt. Doch eben jenes „Kiss“ war der geniale Schachzug, der Tom Jones anno 1989 auch für Menschen diesseits der 50 interessant machte. Bitter nötig, denn Jones’Stern war im Sinken begriffen, die Zeiten seiner eigenen Fernsehshow waren längst vorbei, und jahrelange Gala-Shows in Las Vegas hatten zwischenzeitlich zum kreativen Stillstand geführt. Keine Frage: Das Leben von Tom Jones ist allemal eine Biografie wert, der Mann, der mit 16 zum Familienvater wurde, der – mit außergewöhnlichem Talent gesegnet – seinen Weg aus Wales in die Welt fand, ist wohl genau das, was man eine „schillernde Persönlichkeit“ nennt. Die Frage ist, ob es unbedingt fast 400 Seiten werden mussten, die jedes noch so beiläufige Detail minutiös auflisten. Lucy Ellis und Bryony Sutherland leisten fundierte Arbeit, setzen aber bedauerlicherweise die Fanbrille nur selten ab. Für Verehrerinnen jeden Alters ist CLOSE UP aber eine uneingeschränkte Empfehlung wert.