Tom Mega – Love Lies From Central Europe

Das normale Vokabular versagt im Falle von Tom Mego. Wohl aus diesem Grund greift der überaus freundliche Firmenbiograf tief in den Farbtopf. Er nennt ihn einen „Poeten der Hinterhöfe“ in Anspielung an sein 88er Soloalbum BACKYARDS OF PLEASURE. Er kürt ihn zu einem der „wenigen chamäleonhaften Talente des mitteleuropäischen Kulturkreises“ und setzt ihn in atemlose Beziehung zu Tom Verlaine, Scott Walker, Nick Cave oder Mark Almond. Den verständlichen Überschwang mal beiseite, trifft das die Sache. Tom Mega, einst als kahlgeschorener Knast- und Drogen-Extremisl die Frontfigur des Essener Ensembles ME & THE HEAT, danach kurzfristig bei der Wuppertaler Combo DAS PFERD, leistet mit LOVE LIES … für hiesige Verhältnisse ganz Erstaunliches. Struktur-, Sinn- und Stilkrise, das große Zertrümmern der Rock ’n‘ Roll-Werte führten ihn zurück zu einer Songkultur, die dem Jazz ebenso verpflichtet ist wie dem rauhen Rock, die Two Tone, Samba, Reggae und Chanson zur Herstellung tieftrauriger Tonbilder benutzt. Kurzum: LOVE LIES … ist Kammermusik für Grenzgänger. Mal aufgerauhte Stones-Gitarren und Huhu-Chöre („Dust & Fiver“), mal Französisches („Empty Harbours“), mal melodieführende Oboe im weichen Bass-Bett („From The Fiatlands“), mal entfesselte Trompete und Gitarren-Furor („Great Strong Animal“) – stets steht der Song im Zentrum. Perfekt arrangiertes, von Wehmut dunkel gefärbtes Ton-Gemälde, das zwischen Ekstase, Melancholie und schierer Verzweiflung changiert. Tom Mega entpuppt sich auf LOVE LIES … als eine Art Frank Sinatra des Atom- und Aids-Zeitalters.