Tombstone Blues

Herzlich willkommen im Club der toten Popstars: mehr als 1.000 Blografien. Es gibt sie, jene morbiden Charaktere, die allmorgendlich zum Frühstück erst einmal die Todesanzeigen in der Lokalzeitung studieren. Wer sich darin wiederfindet – in der Charakterisierung wohlgemerkt, nicht in der Zeitung-der darf sich jetzt auf die passende Lektüre für den morgendlichen Leichenschmaus freuen.TOMBSTONE BLU-ES versammelt die Biografien von über eintausend Musikerinnen und Musikern verschiedener Epochen und Stilrichtungen, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind mausetot. Ein ähnliches Kompendium namens LEAV1NGTHE 20TH CENTURY, das an dieser Stelle vor wenigen Monaten rezensiert wurde, disqualifizierte sich durch einen allzu pietätlosen Tonfall, Nick Talevskis TOMBSTONE BLUES ist in dieser Hinsicht wesentlich stilvoller und seriöser. Hier liegt die Betonung weniger auf möglichst spektakulären Abgängen, sondern auf den zu Lebzeiten erworbenen Verdiensten der versammelten Herrschaften.

So kann man TOMBSTONE BLUES durchaus als Lexikon benutzen, das mit obskuren Bluessängern, Jazzladies und Country-Jodlem auch Künstlerinnen und Künstler jenseits des Pop- und Rock-Mainstreams enthält. Die Biografien machen einen ordentlichen Eindruck, sind gut recherchiert, kompakt formuliert und geben dem Leser auch den einen oder anderen Tipp, welche Platte des jeweiligen Künstlers denn nun be-.._.sonders besitzenswert erscheint. Nick Talevskis Grabstein ist also eine solide Arbeit, der erstaunte Rezensentwunderte sich lediglich darüber, das Nico pNs£ lieh Kristina Pavld heißt, wo sie doch i 137 bisherigen Büchern als Christa Päffgen geführt wird. Was es damit auf sich hat, müssen andere klären, für Hinweise aus der Leserschaft sind wir jedenfalls dankbar.