Tonight

Franz Ferdinand

Manche Bands haben es leichter als andere. Die Großväter des aktuellen Indie-Rock müssen sich nicht mit einem zweiten Album an einem übermächtigen Debüt messen lassen, sondern mit einem dritten an einem Vorgänger, von dem niemand ernsthaft erwartet hatte, dass es dem Vergleich mit dem übermächtigen Debüt standhalten würde. Die Afrobeat- und Dubeinflüsse, die die Band im Vorfeld für Album Nummer drei angekündigt hatte, vermag der Rezensent zwar nicht herauszuhören, wohl aber Alex Kapranos’ Statement nachzuvollziehen, das dritte Franz- Ferdinand-Album sei „eher ein Dance- als ein Rock-Album“. Freilich ist dieser „Dance“ kein Dance-Dance, sondern Indie-Dance, der sich mehrheitlich schön brav im Rahmen des sich mitunter selbst zitierenden Franz-Ferdinand-Stampf-Rocks bewegt.Dem unscheinbaren Bassisten Bob Hardy kommt eine nicht unwesentliche Rolle auf TONIGHT: FRANZ FERDINAND zu, ohne dass man gleich Jamaika und Dub rufen müsste. Wie als Bestätigung ihrer Fähigkeit, Songs schreiben zu können, deren Struktur nicht nach dem 08/15-Schema funktioniert, laden Franz Ferdinand die Arrangenments ihrer Lieder durch den Einsatz einer Reihe seltsamer Analogsynthiesounds auf. Es quietscht und blubbert so schön in den neuen Liedern. Die Single „Ulysses“ steht exemplarisch für die Übertragung einer vagen Idee von Funk in den Indie-Rock-Kontext. Die achtminütige Albumversion von „Lucid Dreams“ verwandelt sich nach der Hälfte der Spielzeit in einen vorauseilenden Justice-Remix, dem „ungewöhnlichsten“ Franz-Ferdinand-Track bisher. Das Ganze endet versöhnlich – mit der akustischen Folkminiatur „Katherine Kiss Me“, dem „Eleanor Put Your Boots On“, Jahrgang 2009. Franz Ferdinand werden zwar dem selbst auferlegten Anspruch, mit ihren neuen Platten keine upgedateten Versionen ihres Debüts abzuliefern, nicht immer gerecht, das Bemühen darum aber ist jeder Sekunde dieses Albums anzuhören.

Albert Koch – 27.01.2009

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