Tori Amos
Live at Montreux 1991/1992
Singer/Songwriter: Same Same, But Different - zwei Shows am gleichen Ort zum gleichen Album. Nur das Selbstbewusstsein variiert.
Es hat durchaus seinen Reiz, Tori Amos in einer geschwächten Position zu sehen. Die Künstlerin, die später auf der Bühne eine alles beherrschende Präsenz entwickeln sollte, musste sich im Juli 1991 noch mit widrigen Umständen abfinden: Das Publikum wartete bei ihrem ersten Montreux-Auftritt nicht auf sie, sondern auf die Headliner The Moody Blues; als Instrument stand ihr noch kein Bösendorfer-Flügel zur Verfügung, sondern ein Yamaha Electric Grand Piano. Da ihr Solo-Debüt little earthquakes erst ein halbes Jahr später erscheinen sollte, war die damals 27-jährige Pianistin und Sängerin tatsächlich noch völlig unbekannt. Das aber hat auch seine Vorteile: Wie ihr Text-Blackout in „Happy Phantom“ zeigt, ist die Performance der eindringlichen Songs noch nicht automatisiert. Auch wurden die Songintros dieser Aufnahme noch nicht vom Jubel hysterischer Fans erstickt -da selbst Raritäten wie „Song For Eric“ und „Upside Down“ noch nicht den Status „B-Seite“ hatten, gab es auch noch keinen „O.M.G. sie spielt DAS“-Effekt. Die Leistung, das Publikum auf ihre Seite zu bringen, sollte selten wieder so groß wie damals sein. Zwölf Monate später ist bereits alles anders: Der Erfolg ihres Debüts hatte sie selbstbewusster und tougher gemacht, und sie unterbricht bereits ihren Opener „Little Earthquakes“ genervt, um ein paar Schwätzern im Publikum über den Mund zu fahren. „Ich war mir bewusst, dass es eine Erwartungshaltung gab und die Musikjournalisten ihre Klingen wetzten. J…I Wenn man aufmerksam ist, sieht man sogar, dass ich im Fitnessstudio war- mein Bizeps ist leicht definiert. Ich wollte beeindrucken“, erzählt sie. Im Unterschied zu 1991 durfte sie bei ihrem zweiten Montreux-Konzert auch eine Zugabe spielen. Sie beendet ihren Auftritt mit einer intensiven Version von Nirvanas „Smells like Teen Spirit“. Die beiden Konzerte erscheinen auch auf einer Doppel-CD.