Tori Amos – Strange Little Girls :: Alternativ-Covers

Der Amos geht es um die Kanten. Reiben muss sie sich und das Innere nach Außen kehren-glatt ist eben nur die Oberfläche. Für Strange Little Girls raut sie die Lieder anderer auf. Doch was zuerst aussieht wie eine illustre Sammlung von Coverversionen, ist weitaus mehr als das. Alle Songs stammen aus der Feder von Männern und thematisieren Männerrollen. Tori Amos‘ Interpretationen sind jedoch die der be- oder angesungenen Frauen und Mädchen, verschiedene Charaktere, die sie spielt, ausfüllt, „ausfühlt“. Dabei geht es ihr nicht um Antworten, sondern um die weibliche und darin absolut kompromisslose Interpretation jener Worte. Oft genügt dazu eine Beatbox und das (E-)Piano – und die Intensität ihrer Stimme. Arnos spürt so fast nebenbei Kraft und Seele von Klassikern wie „New Age“ von Velvet Underground, Waits'“Time“ oder Depeche Modes „Enjoy The Silence“ auf. Amos bleibt versöhnlich bei „Strange Little Girls“ der Stranglers, stimmt fast besinnlich auf den Amoklauf des Mädchens, das keine Montage mag, ein. Doch dann kollabiert 10 CCs „I’m Not In Love“ fast, Neil Youngs „Heart Of Gold“ torkelt und ächzt wie unter großer Pein, „Happiness Is A Warm Gun“ verfährt Arnos wirr und sphärisch. Dass sie schließlich einen wie Eminem und seine Mordphantasien in „97 Bonnie & Clyde“ nicht einfach entkommen lässt, leuchtet ein:“Die halbe Welt tanzt zu dem Song, ohne sich bewusst zu sein, dabei in Blut zu waten.“ Bei Tori Amos hat sich’s ausgetanzt. Die Streicher wirbeln dramatisch wie als Soundtrack aus dem Nebenzimmer. Das Grauen kriecht flüsternd und schwer atmend ins Genick. „Ich wollte, nein, ich musste dieser Frau eine Stimme geben“ Eine Stimme aus dem Jenseits. Vollends geisterhaft entgleitet die Amos bei „Raining Blood“. Geister, die Slayer riefen – und nun auch nie wieder losbekommen sollen.

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