tUnE-yArDs :: Who Kill

Hip-Hop, R'n'B, Folk aus dem Sound-Labor der feministischen Alchemistin Merrill Garbus.

Bird Brains vor zwei Jahren war das Debüt, auf das man nicht einmal die Etikette Lo-Fi pappen durfte. Ihre Songs hatte Merrill Garbus mit einem digitalen Voice-Recorder und Shareware aus dem Netz aufgezeichnet, musikalische Rohkost mit wertvollen Vitaminen aus seltenen Polyrhythmen und Blues-Akkorden sowie den Fehlern, die die Technik erlaubt. Prä-Lo-Fi mit Vintage-Geschmack, der Demokratisierung der Technik sei Dank. Es war aber auch klar, dass die Neu-Engländerin ihre nächsten großen Pop-Songs nicht noch einmal als kleines DIY-Spektakel würde aufführen können. In der Sekunde, da diese schreienden, kleinen Bastarde auf die Welt losgelassen worden waren, verrieten sie auch schon ihr Geheimnis, sie waren Momentaufnahmen. Mit Who Kill ist die Multiinstrumentalistin unter dem schwer aufschreibbaren Logo tUnE-yArDs den einzigen möglichen Schritt weiter gegangen, zum ersten Mal nutzte sie die Möglichkeiten eines Tonstudios. Die Arbeit als Sound-Alchemistin hat Garbus hörbar Spaß gemacht, sie lässt zerhäckselte Gesangsloops gekonnt auf monströse Rave-Bässe und eine Bläsergruppe treffen, die man eher auf einer Freejazz-Platte gesucht hätte. Dass das und noch viel mehr auf dem Album ganz wunderbar zusammenfindet, verdankt sich zuallererst dem ziemlich unwiderstehlichen R’n’B-Stil der Amerikanerin, die halb jodelnd, halb säuselnd durch ihre Stücke steppt, eine gut gelaunte Feministin mit Liedern über das Schlechte in der Welt. Das kann man Tracks wie „Powa“, „My Country“ und dem bravourösen Soul-Doo-Wop „Doorstep“ entnehmen. Mit „Wooly Wooly Gong“ begibt sie sich in die Nähe der digitalen Balladenkunst von James Blake. Über 40 Minuten demonstriert Garbus schlicht, dass sie die Platte gemacht hat, die M.I.A. vor Monaten hätte machen müssen. Eine Platte, auf der die Ecken und Kanten im Stile des Hip-Hop toll zu tanzen beginnen, anstelle in den Formeln des yesteryear zu verschwinden.