Ulla Meinecke – Uberdosis Grosstadt

Ulla Meinecke hat Städte gesehen, deutsche Großstädte – Frankfurt, Harnburg, Westberlin. Eine Sängerin, die sich Gedanken macht. Eine Frau, die Verse schreibt wie: „Und ich hab angst, daß ich verrückt geworden bin – -ich glaub‘, ich hab ’ne überdosis großstadt drin.“ Weder Frankfurt noch Hamburg oder Westberlin sind so groß wie New York, nicht mal zusammen. Muß man (frau) also nicht erst nach Manhattan oder in die Bronx, um versehentlich die Katze einzufrieren oder „das liebeslied von gestern nacht“ zu verlieren? Mag sein. Allerdings: Man (frau) muß nicht mehr penetrant nach den USA schielen, um Rockpoesie in Bestform lesen oder hören zu können. Ulla Meinecke steht dafür: für die Synthese aus der verlorenen und zusammenhanglosen Lyrik junger Schreiber wie Richard L. Wagner („Darling Ultra“) und den geschwollenen Kämmen deutscher und bisweilen österreichischer Liedermacher, Sie ist so direkt wie eine Frau, die eine Menge gesehen hat und sich nichts mehr vormachen lassen will. So vers, ielt wie eine Frau, die ihre Emotionen in grauer Städte Mauern nicht hergeben mag. So klug wie eine Frau, die begriffen hat, daß sie viele Fehler nicht mehr machen wird und manche immer wieder. Wovon sie singt? Von Beziehungskisten, vom Rock’n’Roll, vom Leben in der Großstadt, vom Durcheinander in den Köpfen, vom Durcheinander auf den Straßen und Plätzen. Ihre Sprache ist nicht mehr so neckisch wie auf dem letzten Album „Meinecke Fuchs“. Der Lindenberg-Touch ist raus. Zum Glück. Was jetzt noch fehlt, ist eine angemessene Musik zu diesen unprätentiösen Texten. Die auf dieser Platte von Herwig Mitteregger, dem „Spliff-Sc 1 dagzeuger, sollte man schnell vergessen. Sie ist zu unwesentlich, als daß sie zu dieser Lyrik etwas hinzufügen könnte. Und Ulla Meineckes Combo kann es auch nicht.

5(Texte)

1 (Musik)