Vivian Girls :: Share The Joy

Kann denn Girl-Pop Sünde sein?

Von den vielen Sünden, die der Herrgott netterweise bereitstellt, ist der Girl-Pop der Sechzigerjahre zweifellos eine der harmlosesten. Eine Gefährdung für Leib und Leben besteht nicht, nur die Gefahr der süßlichen Übersättigung. Die kontern die Vivian Girls auch auf ihrem dritten Album Share The Joy mit einer gesunden Portion Punk und der demonstrativen Weigerung, die Bedienung von Gitarren allzu sehr zu professionalisieren. Lieber verschrauben die drei Frauen aus Brooklyn ihre Stimmen so lange zu herzallerliebsten Harmoniegesängen, bis der Sommer kommt, und schwingen sich immerhin dazu auf, den Gitarren ein paar ungelenke, aber unmissverständliche Surf-Laute zu entlocken. Die Naivität mag bisweilen sogar etwas abgezirkelt wirken, der erwartbare Charme entwickelt sich aber mit kompromissloser Sicherheit aus dem Kontrast zwischen dem fröhlich dilettantischen Geschrammel und dem lieblichen Wohlklang der hemmungslos eingängigen Vokalarbeit. Da fällt kaum noch ins Gewicht, dass mancher Song eher ereignislos vor sich hin rumpelt und die Produktion ein bisschen dumpf geraten ist. Schließlich greift auch hier der alte Merksatz: Kann denn Girl-Pop Sünde sein?