Von F. Witzel, K. Walter & T. Meinecke: Plattenspieler :: Edition Nautilus, 159 Seiten, 14,90 Euro

Drei Männer unterhalten sich am Küchentisch, u.a. über ihre „musikalische Sozialisation“: Frank Witzel („Revolution und Heimarbeit“), Thomas Meinecke, Klaus Watter („Der Ball ist rund“). Sie reden über Musik, Politik, die RAF, ihre Generation und sog. Männerthemen. Vereint sind sie durch den Geburtsjahrgang (1955) und ähnliche Professionen (Journalist, Schriftsteller, Musiker, Radio-DJ). So weit die Versuchsanordnung, nicht unbedingt eine des „Pop, sondern eher eine des Jazz“, mit entsprechenden Soloeinlagen, wie Witzel im Nachwort meint. So sei an den Gesprächen ihr „dekonstruktives Element“ interessant und insgesamt altes der Versuch, die „Normen einer Ästhetik des Pop zu erstellen“. Dank Meinecke und Walter lesen sich die Gesprächsmitschriften wie eine (so leider kaum noch gesendete) Radiodiskussion, wobei Witzel die Rolle des Moderators einnimmt. Meineckes Position ist die des Fans. Begeisterung, das Gutfinden ist für ihn der elementare Zugang zu einer Sache. Zugleich ist er reflektierter, weniger radikal als Walter, bei dem der Verdacht aufkommt, daß ihn allein der Fußballplatz sozialisiert hat – manifestiert in der These, sein Sperma habe sich mit der heutigen Regierung verbunden, weil er mit denselben Frauen geschlafen habe wie Joschka Fischer („und ich höbe mit ihm Fußball gespielt“). Solche Passagen lesen sich wie ein Kneipengespräch, das man lieber nicht mithören möchte. Vereint sind alle drei in der Verachtung des Nerdtums von Nick Hornby und der Abgrenzung gegenüber 78er-Generation-Herbeischwätzer Matthias Politycki. Der Verlag nennt „Plattenspieler“ ein „ultimatives Fanbuch“. Fans von Witzel, Walter und Meinecke werden begeistert lesen, was die Herren aufs Band gesprochen haben. Ob es aber mehr ist als ein Buch für „Pop-Forscher und Generationenversteher“, darf bezweifelt werden.