Von Gülle nach Geranien :: Von Dietmar Wischmeyer
LAPPAN VERLAG. 112 SEITEN, u.-DM
Ist doch so: Die Welt wird immer kleiner. Und immer komplizierter. Per Internet klicken wir uns selbst vom ehemaligen Zonenrandgebiet problemlos auf die Cayman Islands, während über 30-Jährige kaum eine reelle Chance haben, ihren neuen Videorecorder zu programmieren. Und überhaupt: E-Commerce, Globalisierung und wie das alles heißt. Ein Fanal gegen die allgemeine Weltläufigkeit setzt Dietmar Wischmeyer alias Günther, der Treckerfahrer. Jeden Samstag um 20 vor zehn im „Hit-Radio Antenne“, und seit einiger Zeit auch in gedruckter Form. Günther ist Landwirt im Emsland, Provinzler aus Überzeugung und hat zwar von kaum etwas eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung. In seinem jüngsten Traktat, VON GÜLLE NACH GERANIEN, erfahren wir dann auch alles über das Ende der Gülle-Saison („Kacke sammeln“), Arbeitslose („Kaum ist irgendwo ein VW-Werk, siedelt sich da auch schon der Arbeitslose an und schreit nach Unterstützung“) oder Silvio Berlusconis Wahlerfolg, der auf Deutschland übertragen, völlig undenkbar wäre,“weil Leo Kirch so scheiße aussieht“. Man erfährt, dass Japaner keine Jägerschnitzel essen, weil sie sonst fett werden und nicht mehr in die U-Bahn reinpassen, dass man Treckerbatterien zur frostigen Winterszeit am besten in Omas Bett übernachten lässt und dass die Holländer ihr Land seit der letzten Eiszeit aus internationalen Gewässern zusammengeklaut haben. Das nennt man wohl einen rustikalen Humor, immer voll auf die Glocke, haarscharf über „Werner“-Niveau und selbstredend so politisch korrekt wie der Randgruppenwitz des Monats. Aber Günther widmet sich auch den wahrhaft großen Themen, sinniert über die Menschheitsgeschichte („Neanderköppe“), Überbevölkerung („Der zweimilliardste Chinese“), Globalisierung und „2009 – die Welt von morgen“. Das alles ist stellenweise ganz witzig, selten wirklich zum Brüllen komisch und irgendwie auch nicht mehr ganz neu. Den-wenn auch süddeutschen – Bauerndeppen mit Drang zur mehr oder minder abseitigen Laienphilosophie inszenierte vor Jahren bereits Gerhard Polt.
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