von Nora Gantenbrink :: Die Liebe und was dabei schiefgeht – Erzähldebüt einer „Stern“-Reporterin.

In ihren besten Momenten lesen sich die Kurzgeschichten von Nora Gantenbrink wie Lieder, wie eine Art Sprechgesang: „Wir tranken Bier in ranzigen Kneipen, wir fuhren an die Nordsee und spuckten ins Meer“, geht das dann, oder, noch im selben Absatz: „Wir lagen im Bett und lasen uns vor. Wir kniffelten und tranken dabei Birnenschnaps.“ In anderen sehr guten Momenten erzählt die 1986 geborene Autorin Szenen wie aus einem Film. Schön ist auch, dass die hauptberufliche Journalistin sich Slogans ausdenkt wie „WasAbi 1999, der schärfste Jahrgang aller Zeiten“. Eigentlich gibt es nur zwei Dinge zu bemängeln an dem Debütband: Manche der überraschenden Schlusswendungen sind etwas aufgesetzt, und gelegentlich rutschen der „Stern“-Kulturredakteurin so Reporter-Klischeesätze hinein wie „Hildegard war eine Gefallene. Ein Mensch, der ganz unten in der Gesellschaft arbeitet, dort, wo man nicht gerne hinschaut. Weil es schmutzig ist und die Menschen stinken.“ Doch die sind schnell verdrängt, wenn man liest, was sie einer 13-Jährigen in den Mund legt: „Zusammenfassend denke ich, dass es naiv ist und irre kitschig, an die große Liebe zu glauben.“

Felix Bayer

PUNK 45

herausgegeben von Jon Savage und Stuart Baker