Weather Report – Live & Unreleased
Unumstritten war das Quintett nie, das sich 1970 vom Ensemble des Trompetengenies Miles Davis abspaltete: Jazzpuristen war das Konzept, Jazz, Rock und Anleihen bei diversen Ethnien zu einem völlig neuen Klangkosmos zu fusionieren, ebenso suspekt wie die Attitüde, die Joe Zawinul einmal so beschrieb: „We always solo, we never solo.“ Rockfans indes kapitulierten – soweit nicht an Zappa, King Crimson oder The Flock geschult – meist vor der Komplexität der Kompositionen. Derlei Irrtümer können jetzt, 15 Jahre nach dem Ende von Weather Report, dank der Doppel-CD LIVE 8. UNRELEASED mit Konzertmitschnitten aus den Jahren 1975 bis 1983 korrigiert werden. Der Nukleus der Band bestand zu jener Zeit aus Zawinul (keyb), Wayne Shorter (sax) und Jaco Pastorius [b), dagegen war bei Schlagzeugern und Percussionisten munteres Stühlerücken angesagt. Aber ach, dies ist auch ein Album, bei dem Musikkritik an ihre Grenzen stößt. Wie soll man erklären, was Pastorius in „Fast City“ oder „Portrait Of Tracy“ mit seinem Bass anstellt? Wie die polyrhythmische Grandezza von „Freezing Fire“ beschreiben? Den fließenden Groove von „Cucumber Slumber“? Die stille Glut von „Where The Moon Goes“? Mag manches auch altmodisch klingen, es bleibt festzustellen: Überbordender Erfindungsreichtum, frappierende Spielfreude und höchste instrumentale Kompetenz verdichten sich zu Momenten berauschender Schönheit.
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