Weather Report – Tale Spinnin‘

Aus dem ganzen, neuerdings so populären, Jazzrock-Paket sind mir Weather Report die liebsten. Vielleicht weil sie die konsequentesten und kompromißlosesten sind. Kompromißlos nicht in der Art, daß sie jetzt Free-Jazz machen würden, sondern einfach der eigenen Kreativität gegenüber. Joe (Josef) Zawinul, der in Wien geborene Keyboardspieler, kann Gott sei Dank immer noch nicht seine Vorliebe für einfallsreiche, spannende Melodiebögen verbergen. Zu keiner Zeit hat er sich zu den rigorosen Befreiungsprozessen der Free-Jazzer bekannt wie zum Beispiel sein Kollege Wayne Shorter, die zweite Hauptstütze der Band. Wayne steht nach wie vor mit mindestens einem Bein in seiner Jazz-Tradition. Seine Kompositionen sind komplexer und schwerer zu verdauen als die vom Charme Zawinuls durchsetzten. Neben den beiden „Chefsprechern“ stehen (fast) gleichberechtigt die beiden Percussionisten Ndugu und Alyrio Lima und der glänzende Bassist AI Johnson, von dem man sicherlich noch hören wird. Als besonderer Appetitanreger sei „Tonto“ erwähnt! Unter diesem Pseudonym laufen Malcolm Cecil und Robert Margouleff, die wohl einfallsreichsten Synthesizer-Experten, die sich vor allem durch die jüngsten Stevie Wonder-LP’s einen leuchtenden Namen schufen. Seit dem ’73er „Sweetnighter“-Album von Weather Report ist die Gruppe in Komplexität, Differenziertheit, Spielfreude und kompakte Improvisationen nicht mehr zu schlagen. Auch wenn „Tale Spinnin““ nicht ganz die Höhe ihres Vorgängers erreicht, steht sie doch weit über allen Jazzrock-Produktionen der vergangenen beiden Jahre.