Wo die wilden Füchse wohnen :: Der Fantastische Mr. Fox

Von Wes Anderson, USA 2009

Ein ausgefuchstes Vergnügen: Wes Anderson lädt Roald Dahl in seine Puppenstube und macht ihm den Royal Tenenbaum.

Dereinst wird man Bücher darüber schreiben, wie sich die einstige amerikanische Filmemacher-Elite der Nullerjahre daran machte, sich ihre Kindheit auszutreiben. Es riecht verdammt nach Exorzismus, was Spike Jonze mit der Sendak-Verfilmung WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN (viel besser übrigens: sein Sendak-Porträt „Tell Them Anything You Want“) und Wes Anderson mit seiner Neuerzählung von Roald Dahls DER FANTASTISCHE MR. FOX anstellen – als wollten sich die beiden Kindmänner ihr Arrested Development aus dem ziemlich hellen Köpfchen filmen, indem sie ihren infantilen Spieldrang mit der Verfilmung von Kinderbuchklassikern auf die Hörner nehmen. Out, Demons, Out! Schön wär’s. Andersons Film jedenfalls lässt vermuten, dass der mittlerweile über New York nach Paris emigrierte Texaner nicht vorhat, sein pittoresk ausgestattetes Puppenhäuschen zu verlassen. Wenn überhaupt, dann hat Anderson sein filmisches Konzept noch weiter verdichtet, indem er nunmehr komplett auf Schauspieler verzichtet. Die Außenwelt kann draußen bleiben, während Wes mit Puppen spielt und seine anhaltenden Papa-Probleme jetzt per Stop-Motion aufbereitet. Das wäre ziemlich ekelhaft, wenn der Film nicht so verdammt gut wäre: Als hätte sich der tschechische Trickfilm der sechziger Jahre der Seele des alten Tunichtguts Dahl bemächtigt, leistet die Geschichte vom raffinierten Fuchs, der sich eben mal in der Garderobe von Anderson-Übervater Royal Tenenbaum bedient hat und, très chic, in etwas zu eng anliegenden Anzügen drei verschlagenen Hühnerbauern den Marsch bläst, all das, was die letzte Dahl-Verfilmung, CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK von Tim Burton, nicht drauf hatte: Sie ist fantasievoll, überraschend, irgendwie vertraut, aber doch völlig anders. Exzentrisch im besten Sinne. Eine Kindergeschichte für Erwachsene, die nicht den Fehler von WO DIE WILDEN KERLE begeht und sich auf die Couch des Therapeuten legt, sondern zu den Klängen der Beach Boys Figuren zu einem Abenteuer vereint, das in dieser Form kein anderer Film der letzten Jahre zu bieten hat. Und erwachsen werden kann Anderson ja noch mit dem nächsten Film. Wenn sein Puppenhäuschen denn überhaupt einen Ausgang hat.

Start: 13. Mai