Wolfgang Ambros :: Wien, Stadthalle

Weit ist er nicht gekommen. Nach dem Eröffnungs-Song „I Söba“ von seiner bislang letzten LP war erstmal Sendepause, da gut 11000 Kehlen in der ausverkauften Wiener Stadthalle dem „Wolferl nationale“ das gemeinhin bekannte Geburtstagsständchen brüllten. Gräßlich falsch zwar, doch durch die enorme Entschlossenheit der Anwesenden, ihrem Ambros einen möglichst schönen Geburtstag zu bereiten, ganz schön eindrucksvoll.

Und da stand er nun mit seinem gerade vollendeten 34. Lebensjahr und konnte eine gewisse Rührung nicht verbergen. Aber so ein BIC-Feuerzeug-Wettleuchten geht halt auch beim 3000. Mal noch immer ans Herz …

Was dann konzertant folgt, nennt man in Wien „a gmahte Wiesn“, was soviel heißt wie „eine gemähte Wiese“ und in diesem Fall soviel bedeutet wie Abräum-Garantie im Vorhinein. Heimelig und volksnah spielt sich Ambros durch sein angekündigtes Spezialitätenprogramm, das vor allem Lieder aus der bislang etwas vernachlässigten LP 19 CLASS A NUMBERS (1977) bevorzugt behandelt. Doch es bleiben genügend Reißer im Angebot, auch wenn diese gefährlich nah in die schunkelnde Bierzelt-Ecke abdriften. („Hoit Do Is A Speit“) Der mit Riesenabstand beeindruckendste musikalische Moment des Abends heißt „Minderheit“: In Nestroyscher Couplet-Manier und zu typischen Wiener Drehorgelklängen präsentiert sich Ambros als witzelnd/philosophierender Parade-Österreicher, immer vierzeilig und bequem-beschaulich. Die etwas rüdere Ausgabe der wienerischen Weinseligkeit folgt auf den Fuß: „Wem heut net schlecht is des kann ka Guter sein, wer noch nei g’spibn hol trinkt noch a Glaserl Wein…“ („gspibn“= sich übergeben)

Zwischen Klassischem immer wieder verstreut Exemplare seines letzten Albums, wie beispielsweise der „Ignorantenstadel“, eine Abrechnung mit dem geliebt/gehaßten Heimatland, den Ambros mit einem saftigen Seitenhieb ( „… diese Arschlöcher…“) auf diverse Chefetagen, und hier insbesondere die der IBM, ankündigt. Die Verantwortlichen des Elektronikkonzerns waren es nämlich, die einen Gastspielvertrag mit Ambros plötzlich wieder rückgängig machen wollten, nachdem er als Zeuge in einem medienmäßig mächtig aufgeblasenen Kokain-Prozeß geladen worden war.

Der neue Mann hinter dem Schlagzeug, der Kärntner Harri Stampfer, hat sich nicht nur schnell und gut in das bestehende Gruppengefüge eingepaßt, er demonstriert auch mehrmals am Abend, daß sein Nachname als leichte Verharmlosung gewertet werden darf.

Natürlich gibt’s Zugaben, sechs an der Zahl, mit so Highlights wie „Schifoan“ (wie bei jeder Nationalhymne erhebt sich hier das Volk und hält singenderweise tapfer mit) und dem alles abschließenden „I glaub i geh jetzt“. Die Riesentorte wird auf die Bühne gebracht, große Worte von Herrn Hausner (Manager), großes Dankeschön von Herrn Ambros.

Danach startete ein Fest hinter der Bühne im vertrauten Medien & Freundeskreis. Hier kam der große Meister auch auf den Mann vom ME zu und meinte: „Was ihr da bei eurer Tourneeankündigung g’schrieben hubts, des hat mir wirklich g’fallen.“ Wie hieß es da? „Ambros… eine Kreuzung zwischen Springsteen und Hans Moser.“ Genau.