Rock On The Rocks


Hier stand Fitzcerraldo Pate“, meinte einer der Beteiligten und traf damit genau ins Schwarze. Die tonnenschwere Lichtund Tonanlage wurde samt kompletter Bühnenkonstruktion auf exakte 2452 Meter über dem Meeresspiegel transportiert, um in der malerischen Kulisse des Kitzsteinhorns (Österreich) das höchste Rockkonzert aller Zeiten durchzuführen.

Anlaß zu dieser originellen Idee gab das 20jährige Jubiläum der Gletscherbahnen Kaprun, die ihr Ganzjahres-Skigebiet feiern und neue Besucher anwerben wollten. Das unglücklich gewählte Datum (13.7. der Tag, an dem „Live-Aid“ stattfand) hielt dann allerdings viele potentielle Besucher vom Gletschertrip ab; so waren es schließlich „nur“ 2500, die sich das Ski-&-Rock-Spektakel nicht entgehen lassen wollten.

Doch die Hartnäckigen wurden reichlich belohnt. Schon das Rahmenprogramm entschädigte die Anreise: Publikums-Riesen torlauf (mit namhaften österreichischen Alpin-Cracks), Trick-Ski-Performances, Fallschirmspringer, Drachenflieger sowie eine Open-Air-Disco, knapp unter der 3000 Meter Grenze, sorgten ab 9 Uhr für bestes Entertainment.

Um 13 Uhr startete dann Lee Aaron das musikalische Programm. Ihr Metal-Pop ließ das ewige Eis nicht gerade schmelzen, doch machte die attraktive Kanadierin ihre Sache als Vorheizerin gut.

Und dann kam er! Eine halbe Ewigkeit schon im Geschäft und in Österreich von einer Gefolgschaft verehrt, die zahlenmäßig nicht weit unter der eines Bruno Kreiskys liegen dürfte. Und das hat wie sein Gletscher-Gig einmal mehr bewies – auch seinen Grund. Wolfgang Ambros ist wie kein anderer österreichischer Musikalienhändler in sich stimmig, will sagen: eine ehrliche Einheit! Man sieht sich den Wolferl (samt seiner Number One vom Wienerwald) auf der Bühne an und spürt: Kein Gramm Plastik! Hier steht die perfekte Bastardierung aus Bruce Springsteen und dem Lieben Augustin!

Sein Liedgut, musikalisch angesiedelt zwischen Country, Rock und Wiener Wehleidigkeit, ist absolut; Klassiker wie „Baba und foi net“ (zu deutsch: „Tschüs und stürze nicht“) oder „Heite drah i mi harn“ („Heute bringe ich mich um“) werden auch noch in zehn Jahren für gepflegte Gänsehäute sorgen.

Zudem hat Ambros, übrigens selbst ein exzellenter Skifahrer, Österreichs geheime Nationalhymne im Programm. „Schifoan“ als erste Zugabe dargeboten, schunkelt dann so zwingend übers ewige Eis, daß sich an diesem Nachmittag kein Fremdenverkehrsverband Sorgen über stagnierende Bilanzen machen muß.

Da haben ’s die zu Hitund Headliner-Ehren gekommenen Mannen von Opus natürlich schwer. Routiniert ziehen die alpenrepublikanischen Reserve-Yes ihre Show ab, doch gegen das unverschämt unwiderstehliche Charisma eines Wolfgang Ambros ist an diesem Tag kein (Alpen-) Kraut gewachsen. Zudem verschwindet die wärmende Sonne nun gänzlich, was bei den meist leichtgekleideten Zuhörern das Wohlbefinden nicht unbedingt steigert. Bei der ersten Zugabe (dreimal darf der werte Leser raten…) setzte schon der Abmarsch des Publikums in Richtung Gletscherbahn ein. Aber so ist nun mal das „Ute“…