Yes – Keys To Ascension II
Sie sind böse, sie sind alt, sie sind dick geworden. Die Betonköpfe des progressiven Rock sind mal wieder da, und ungebrochen ist ihr Ehrgeiz. Zunächst servieren die Herren Anderson, Squire, Wakeman, Howe und White mit KEYS TO ASCENSION II, 4 Sterne, ein wenig bescheidenes Familienalbum: CD 1 des Doppeldeckers glänzt mit gedämpft wuchtigen Live-Aufnahmen ihrer Klassiker „CloseTo The Edge“, „And You And I“ oder „Going For The One“. Mit Harfen, flirrenden Gitarren und Stromschnellen Rhythmuswechseln feiern Yes ihre Vergangenheit. Und weil sie so gut in Fahrt waren, schüttelten die Schöngeister für CD 2 gleich noch fünf neue Stücke aus den Ärmeln ihrer Batik-Gewänder. Unbeschadet der Tatsache, mit dem Rücken zur Wand in einer abgelegenen musikalischen Sackgasse zu agieren, beinhaltet allein das fast 20minütige „Mind Drive“ alles, wofür die Band längst zum Tode verurteilt wurde: edle Vielfalt, lärmende Größe, sinnfreie technische Brillanz. Darf man über KEYS TO ASCENSION II noch staunen, bietet OPEN YOUR EYES, 2 Sterne dagegen nur noch überflüssigen Überfluß. Hier kann selbst die handwerkliche Meisterschaft der Haudegen nicht darüber hinwegtäuschen, daß Yes das musikalische Äquivalent eines Wales sind, der an den seichten Badestrand des Pop gespült wurde. Man nähert sich ihm halb angeekelt, halb ehrfürchtig – um schließlich zu Tode zu erschrecken, weil er noch lebt.
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