Yes – The Ladder
Es ist egal, daß mittlerweile selbst schrammelnde Indie-Gitarrenbands wie etwa die Fläming Lips die besseren Yes-Songs schreiben. Es ist egal, daß Rick Wakeman nicht mehr bei Yes hinter dem Keyboard steht, weil er sich für seine laue RETURN TO THE CENTRE OFTHE EARTH verausgabt hat. Es ist auch egal, daß Jon Anderson sich als fleischgewordener Esoterik-Kongreß geriert. Es ist vielleicht sogar egal, daß Yes mit THE LADDER ihr inzwischen sechzehntes Album aufgenommen haben. Denn in ihrem Jurassic Park fühlen sich die Progrock-Dinosaurier, produktiv wie die Karnickel und mit einem grenzwertigem Plattenausstoß, hörbar wohl – und machen einfach das, was sie immer schon gemacht haben: Filigrane Arrangements, ausufernde Melodien und schleierhafte Rhythmuswechsel bürgen für Rock in höchster Perfektion. So perfekt eben, daß der geneigte Hörer noch immer nach einem bißchen Seele sucht. Und auf THE LADDER ausnahmweise sogar mal findet: zwei, drei Takte im Titelstück „Homeworld (The Ladder)“, wo Yes ihre ansonsten stets festgezurrte Musik mal an der langen Leine führen; das heimelige Sample zur Einleitung von „The Lightning Strikes“; und schließlich die anderthalb Minuten von „Can I?“, in denen Jon Anderson befreit über ein Bruchstück aus glorreicherer Vergangenheit tiriliert („We have heaven …“). Der Rest ist business as usual, erweitert um die leicht housige Taktarbeit von Alan White und einen Ausfallschritt in Richtung Reggae. Daß Yes sich also in ihrem dreißigsten Jahr noch immer bester Gesundheit und Vitalität erfreuen, dazu möchte man ihnen fast gratulieren. Wenn ihnen das nicht egal wäre.
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