Zivilprozess

Spannendere Justizthriller als John Grisham schreibt nur die Realität. Bester Beweis: Jonathan Harrs aufrüttelnder Tatsachenroman „A Civil Action“ über die aufreibenden Versuche von acht Familien aus Massachusetts, zwei Konzernen in einem jahrelangen Prozeß nachzuweisen, daß deren rücksichtslose Umweltverschmutzung zum Leukämietod ihrer Kinder führte. SCHINDLERS LISTE-Drehbuchautor Steve Zaillian zeichnet die amerikanische Justiz in seiner lakonischen Verfilmung ähnlich wie Francis Ford Coppola in DER REGENMACHER als zynisches Gestrüpp ohne gesteigertes Interesse an Wahrheitsfindung. Auch wenn Zaillian die Komplexität der ausufernden Story nicht immer in den Griff bekommt, entwickelt ZIVILPROZESS gerade wegen seines pessimistischen Tones und seiner Verweigerung einer klaren Trennung zwischen Helden und Bösewichtern eine beachtliche Power, die an die Nieren geht. John Travolta als anfanglich oberflächlicher Anwalt, der sich im Lauf der Zeit zum aufrechten Wahrheitssucher entwickelt und seine Existenz einem letztlich ganz privaten Kreuzzug opfert, ist stark und erlaubt sich eine Müdigkeit, die neu ist in seinem Spiel. Unterstützt von einem süperben Darstellerteam (Robert Duvall, William H.Macy, Tony Shalhoub, John Lithgow, Sydney Pollack, Kathleen Quinlan undundund) manövriert er den deprimierenden Gerichtsfall durch die Klippen eines Rechtssystems, dem Gerechtigkeit egal ist und juristische Spitzfindigkeiten alles bedeuten – und das in diesem ernüchternden Film voll auf die Hörner genommen wird. Start: 22.4. (angegebene Starttermine ohne Gewähr)