Schlachthof – Bronx


Beats, Sirenen und Diplo als Fan: Ein Münchner Trio lässt eine fette Soundbombeplatzen.

Dem nicht Großhandel treibenden Nichtbayern dürfte das Münchner Schlachthofviertel höchstens durch Franz Xaver Bogners brillante TV-Serie „Zur Freiheit“ ein Begriff sein. Das könnte-ja das sollte! – sich nun ändern. Wenn’s nach Bene, Jakob und Christoph (letzter ist auch Teilzeitmitglied von Lall Puna, Console und dem Tied & Tickled Trio) geht. Die drei DJs, Produzenten und Soundbastler aus dem an sich schön (weil an der Isar) gelegenen, tatsächlich aber wenig malerischen Stadtteil schlagen mit ihrem „Munich Bass“-Sound gerade mächtig ein auf dem (internationalen) Tanzparkett. Der Genrename ist eine Hommage an den Miami Bass der 80er Jahre, reicht aber längst nicht mehr aus, um dem Baile Funk, Balkanbeat, Dancehall, Kuduro und Blasmusik umfassenden musikalischen Spektrum der Band gerecht zu werden. „Wir denken uns jeden Tag neue Mustkrichtungen für uns aus: Ethno-Schranz, Bauern-Polka, Ambient-Gabba, Friseusen-House“, sagt Bene. Das Ergebnis sei weder originär – habe es auch gar nicht zu sein (Bene: „Selbst Jungle war doch nichts anderes als zu schnell abgespielter Reggae.“) noch intelligent. Es müsse einfach nur knallen. Und das tut es. Prominentester Vertreter dieser Ansicht: Über-DJ und -Produzent Diplo. „/ wish that I knew how to spell Schlachthof bronx … cause this album is bangin … Munich stand up!“, twitterte der M.I.A.- und Major-Lazer-Produzent im Juli. Und München ist aufgestanden. Seit September 2008 brennt bei der „Hypie Hypie“-Clubnacht der Schlachthofbronx in dem Club Rote Sonne die Luft. Bei der monatlichen Clubveranstaltung, bei der bereits u. a. Amanda Blank gastierte, feuern die Jungs ein Set mit Sirenen und Munich-Bass-Geballer vom DJ-Pult ab, das seinesgleichen sucht. Und das Trio geht inzwischen auch auf Reisen: Die Niederlande, Portugal und Frankreich kamen bereits in den Genuss, für dieses Jahr stehen noch Schottland, Österreich und Südafrika auf dem Plan. 30 Jahre nach Giorgio Moroders Munich Disco hängt wieder eine weißblau glitzernde Spiegelkugel von den Clubdecken.