Schmalzgebäck und Schmuse-Pop: UB40 segeln mit einer seichten Brise


WANTAGH. Wie New Order, Depeche Mode oder gar U2 galt auch UB40 einmal (im Gründungsjahr 1979) als „alternativ“. Lange ist’s her — und schwer verstandlich angesichts des weltweiten aktuellen Hits, der Sirupsüßlichen Coverversion von Elvis Presleys „Can’t Help Falling In Love“.

Die Stärke der achtköpfigen Band liegt in der Kunst, unterschiedliche Einflüsse von Reggae, Soul, Rhythm & Blues und Rock zu einem eigenständigen Sound zu verschmelzen. Hätte man UB40’s von butterweichen Bläsern untermalte, gefällige Grooves bei ihrem freundlich dahinplätschernden Konzert im Jones Beach Amphitheater“ in Coladosen abfüllen können, so wären sie als „Reggae Light“ im Musikregal gelandet.

Von dem Opener an, einer sanft gesäuselten Schmuseversion des Temptations-Hits „The Way You Do The Things You Do“, streiften die acht Briten (unterstützt von zwei Bläsern, darunter James Browns Saxophonist Maceo Parker) fast jedes der bisher veröffentlichten 17 Alben mit einem Song. Dabei fehlte leider weder Neil Diamonds Schmalzgebäck „Red, Red Wine“ noch, gottlob, der Reggae-Klassiker Johnny Too Bad“. „Reggae Music“ (neuer Song, alte Idee), eine schwungvolle Popversion jamaikanischer Musik, gewissermaßen ein musikalischer Treff der Beach Boys mit dem Rastamann, i»

war ebenso ohrenfreundlich gefällig wie Norman Hasans baritontiefer Sprechgesang zu „Guilty“.

Doch Leadsänger Ali Campbell, mit einem Blendax-Grinsen im Gesicht, packte mit seiner gefühlvoll gurgelnden Stimme (alternierend mit Deejay Astros Sprechgesang) auch politisch Aktuelles an mit Songs wie Jt’s A Long Long Way“ (ein Kommentar zu der Situation in Somalia ebenso wie zu den Zuständen in vielen Metropolen) und „C’est La Vie“ (der von einer Frau erzählt, die gezwungen ist, ihr Baby zu verkaufen), beide von der aktuellen CD „Promises And Lies“.

Dennoch: Die in Pastellfarben getauchte Show war wie die vom Atlantik ins Jones Beach-Theater wehende Brise: eine angenehme Abkühlung — und ebenso flau. Denn wenn Bob Marley, Peter Tosh und die Wailers die Beatles der Reggae-Musik wären, dann sind UB40 die Doobie Brothers: ehrenwerte, hart arbeitende Handwerker ohne übermäßige Bühnenpräsenz, die mehr mit Kompetenz denn mit Genie begnadet sind. Zum Start der 13monatigen Welttournee erfüllten ÜB 40 mit einer gefälligen Show die Erwartungen. Nicht mehr und nicht weniger.