Schmerzi Brechi Herz


»Ich gebe alles auf für Dich“ singt, tut er das toll und überzeugend. Aber eben auf englisch. Dasselbe in unserer Sprache, und jedem hiesigen Kollegen würden die verbalen Zensor-Tomaten um die Ohren fliegen … Nicht immer sprang man mit deutschen Texten gar so gnadenlos um. Als die Beatles Anfang der 60er Jahre glaubten, ihren teutonischen Fans mit ebensolchen Texten ein Geschenk machen zu müssen, kam „Sie liebt Dich“ und .Komm, gib mir Deine Hand“ dabei heraus. Skurril, wenn man so will. Bieder, bestenfalls drollig. Aber eben peinlich genau übersetzt… Nicht ganz genau nehmen unsere Qualitäts-Wächter es auch, wenn die Worte schon etwas Patina angesetzt haben, so daß einen quasi der Atem der Geschichte anweht. Jüngstes Paradebeispiel für eine dergestalte Rehabilitation: Marianne Rosenberg. Mit offiziellen Kritikerweihen ausgestattet, „darf“ man jetzt hören, was eigentlich immer schon ganz schön war, Herz und eben auch Erfolg hatte. Schon damals… Womit sich zeigt, daß das Publikum selten die gleichen Probleme wie die Kritiker hat. Die Fans sind so frei, zu dem greifen, was ihnen gefällt. Manchmal in enormer Zahl, und manchmal sogar generationsübergreifend. Siehe unser deutsches „Herzilein“. Unser Country ist eben (auch) Bayern. Kunst entsteht im Auge des Betrachters, hat mal ein gewitzter Kopf gesagt. Und Kitsch? Ist meinetwegen Gefühl mit Kalkül. Die Grenzen zieht jeder für sich selber, meist ganz automatisch, nicht immer intellektuell zementiert. Ob ,1 love you“ charmanter klingt als „Ich liebe Dich“, das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Tatsache ist jedenfalls, daß die englischen Kollegen noch mit schlichtesten Worten hierzulande gnädig toleriert werden. Kleider machen Leute? Schön wär’s, wenn immer nach dem Stoff geschaut würde. Denn überraschenderweise ist es überall derselbe, aus dem die Träume sind …