Schweres Erbe: Julian eifern dem Vater nach


Keine Frage: den beiden Halbbrüdern ist durchaus anzusehen, wer ihr Vater ist. Doch während der Sean (rechts), Sprößling aus John Lennons Ehe mit Yoko Ono, aus naheliegenden Gründen eher wie eine asiatische Lennon-Variante aussieht, wird der 33jährige Julian Lennon, Johns Sohn mit seiner ersten Frau Cynthia, seinem Vater mit zunehmendem Alter immer ähnlicher. Zufall oder nicht: Jetzt haben beide Lennon-Söhne beinahe zeitgleich eine Platte aufgenommen. Julian macht auf „Photograph Smile“, seinem fünften, von Bob Rose produzierten Album endlich das, was er die ganze Zeit schön hätte tun sollen. Er packt Texte über vergangene Liebesbeziehungen in astreinen Britpop mit Beatlesanklängen: „Ich wurde ja sowieso immer mit meinem Vater verglichen. Da konnte ich zumindest für einige Songs auch gleich ganz auf seinen Stil einschwenken, zumal zur Zeit sowieso alle Welt bei den Beatles abkupfert.“ Ganz anders Julians kleiner Bruder. Sean hat sich bei den Arbeiten zu seinem ersten Album („Into The Sun“) zu ganz neuen Ufern aufgemacht. Unter der Produktionsregie seiner Freundin, der Musikerin Vuka Honda von der schrägen New Yorker Formation Cibo Matte, hat Sean im Studio völlig unbekümmert die verschiedensten Stilrichtungen miteinander vermischt – von konventionellem Pop über Samba, Country-Klänge, Easy-Listening-Töne und Swing bis hin zum Jazz. „Schließlich bin ich von Musikern wie Brian Wilson und Caetano Veloso ebenso inspiriert wie von Beck und den Talking Heads“, kommentiert der junge Lennon seinen mutigen Crossover. Daß sein Bruder sich für ein eher vertrautes Songwriting entschied, hat wohl seine Ursache in Julians Erfahrungen der letzten Jahre. Dem furiosen Debüt mit der Single „Too Late For Goodbyes“ und der LP „Valotte“ (1984) folgten die Alben „The Secret Value Of Daydreaming“ (1986), „Mr. Jordan“ (1989) und „Help Yourself“ (1991). Später tauchte der scheue Musiker für mehr als vier Jahre unter – und überraschenderweise im Kino wieder auf. Zu dem Film „Mr. Holland’s Opus“ steuerte Julian den Titel „Cole’s Song“ bei. Und in „Leaving Las Vegas“ war er in einer Nebenrolle sogar auf der Leinwand zu sehen. Nun jedoch spielt wieder die Musik die erste Geige. Und zwar bei beiden Lennon-Söhnen. Sehen sich die Halbbrüder eigentlich von Zeit zu Zeit? „Das ist nicht ganz einfach“, erzählt Julian, „weil Sean in New York lebt und ich in England.“ Ganz einfach ist es auch nicht, mit dem Namen Lennon leben zu müssen. Julian wie auch Sean werden wohl immer an ihrem genialen Vater gemessen werden.