Sigmund Freud und die fatalen Folgen


Seit Dr. Ruth und Kollegen auch in Deutschland wirken, muß man nicht mehr viel erklären: Dan Aykroyd (o. mit Walter Matthau) macht sich lustig über das Geschäft der Sex-Tanten in Radio und Fernsehen und schickt das hysterische Beverly Hills auf den "Couch-Trip".

Wer den Leuten etwas vormacht, der kommt weiter. Nach dieser Moral leben die Menschen in diesem Film. Der Star-Psychiater aus Beverly Hills, der eine Radio-Show moderiert, in der Anrufer ihre Sex-Probleme erzählen, macht ihnen vor, er kümmere sich um sie, ja, er könne ihnen sogar helfen. Als er an einen Punkt kommt, wo er sich selbst nichts mehr vormachen will, geht er auf Kur. (Daß ihm seine Frau nur vormacht, daß sie ihn liebe, in Wahrheit aber eine Affäre mit seinem besten Freund und Buchhalter hat, das weiß der Arme zu diesem Zeitpunkt noch nicht.)

Als Vetretung für den erschöpften Doktor wird eine echte Niete angeheuert — damit bloß keine Konkurrenz entsteht. Das sagt man dem Mann natürlich nicht ins Gesicht. Vielmehr wird ihm vorgemacht, man schätze seine Fähigkeiten. Daß dann nicht der bestellte Doktor kommt, sondern einer, der nur vormacht, er sei der Richtige, das bringt einiges durcheinander.

Der falsche Psychiater, der in Wirklichkeit Insasse einer Klapsmühle ist, von dort aber fliehen kann, setzt sich ans Mikrofon und räumt erstmal richtig auf. Er nennt die Dinge beim Namen und führt das Psychiater-Gewäsch ad absurdum. Und er feiert mit seinen unorthodoxen Methoden ungeahnte Erfolge.

Die Einschaltquoten seines Lebensberatungs-Programmes steigen explosionsartig, Menschenaufläufe vor seiner Praxis blockieren den Verkehr, als er im Radio ankündigt, künftig auch ohne Honorar an der Seele zu doktorn. Die Menschenmassen packt er kurzerhand in Busse und behandelt sie im wahrsten Sinne des Wortes ambulant.

Dan Aykroyd ist der falsche Psychiater und er wickelt sie alle ein. Den Psycho-Clan, der ihn (versehentlich) angeheuert hat, blendet er mit dessen eigenen Tricks. Überfallartig steckt er seine hübsche, gutmeinende Assistentin (Donna Dixon) ebenso wie den geldgierigen Geschäftsführer (Richard Romanus) in die Tasche und wickelt sie nach allen Regeln der Kunst ein.

Nur einer läßt sich nichts vormachen: Ein skurriler Bettler, der Geld sammelt, um gegen die Mißhandlung von Pflanzen zu kämpfen: Walter Matthau mit Priesterkutte und Strubbelhaar —- herrlich. Als dann auch noch der echte Psychiater (Charles Grodin) Lunte riecht, ist es eine Frage der Zeit, bis der charmante Schwindel auffliegt.

„Der Couch-Trip“ ist eine Komödie nach gutem alten Hollywood-Muster. Regie geführt hat Michael Ritchie („Auf der Suche nach dem goldenen Kind“, „The Rose“). Wenn man das nicht wüßte, würde man den Film wahrscheinlich Blake Edwards („Blind Date“, „Victor/Victoria“) zuschreiben.

Dan Aykroyd ist so präsent, daß er aus dem „Couch-Trip“ einen persönlichen „Ego-Trip“ macht, was ja nicht das Schlechteste ist. Denn egal ob er den straighten Typen im Chaos („Glücksritter“, „Dragnet“) spielt oder den Chaoten im Luxus wie hier —- von Dan Aykroyd lasse ich mir einfach zu gerne etwas vormachen.