SOEUR SOURIRE lobt den Herrn und landet so einen weltweiten Pophit.


Eigentlich sollte es nur ein Geschenk für die Mädchen sein, die im belgischen Kloster Fichermont ihre Exerzitien abhalten. Aber dann kommt alles ganz anders – Schwester Luc-Gabrielle wird Popstar. Der Reihe nach: 1961 tauchen zwei Nonnen in der Brüsseler Niederlassung der Plattenfirma Philips auf. Die Ältere versucht, einen Angestellten von den Qualitäten ihrer jüngeren Ordenschwester zu überzeugen. Denn die schreibt in ihrer freien Zeit Lieder zum Lob des Herrn und trägt diese abends im Kreise ihrer Mitschwestern vor- was allen Beteiligten sehr große Freude macht.

Die Herren der weltlichen Lieder zeigen sich zunächst wenig begeistert, lehnen höflich ab. Erst ein knappes Jahr später schicken sie Schwester Luc-Gabrielle mit einer nagelneuen Gitarre und vier singenden Mitschwestern ins Studio. Dabei entsteht ein Dutzend fröhlicher Lieder, die unter dem Titel „Soeur Sourire“ („Sister Smile“) in Europa überraschend erfolgreich werden. In den USA wird man auf die Ordensfrau aufmerksam, veröffentlicht die Platte unter dem Titel „The Singing Nun“ und koppelt die Single „Dominique“ aus. Das dem Ordensgründer der Dominikaner gewidmete Lied wird zum Nr. 1-Hit (weshalb die Kingsmen mit „Louie Louie“ Nr. 2 bleiben). Am 5. Januar erlebt Schwester Luc-Gabrielle den Höhepunkt ihrer Pop-Karriere: Sie tritt in der berühmten „Ed Sullivan Show“ im US-Fernsehen auf. Danach indes kommt sie vom rechten Weg ab. Zunächst tritt sie aus dem Orden aus, dann versucht sie sich unter ihrem bürgerlichen Namen Jeanine Deckers erfolglos als Songwriterin. Am 31. März 1985 scheidet Deckers gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Annie Pescher freiwillig aus dem Leben.