Spandau Ballet


Ganz gleich, ob Spandau Ballet heule ein gut geöltes Rad im Platte/Video/Tournee-Getriebe sind, ganz gleich, welche Musik, welches Make-up und welche Maskerade sie diese Saison vorführen – an ihren überzogenen Sentimenten halten sie unerschütterlich fest. Gary Kemp sucht sich nach wie vor für die kleinsten Gefühle die größten und geschwollensten Worte zusammen; und manchmal gelangt er dann zu Zeilen wie „… she used to be a diplomat/ but now she’s down the laundromat…“ („Highly Strung“) oder „… these are my salad days/ slowly being ealen away…“ („Gold“). Zeilen, bei denen man sich vor Lachen biegen könnte, wenn man nicht mitansehen müßte, daß sie von Kemp & The Gang toternst gemeint sind.

Schwamm drüber, um das festzustellen, war ein Konzertbesuch nicht notwendig. Nein, was mich neugierig machte, waren allein die Altakken, die in letzter Zeit auf sie geritten wurden. Ist es wirklich wahr, daß Spandau Ballet heute „glatt und gelackt“ klingen (was mir persönlich durchaus eher Komplimente als Kritik zu rechtfertigen scheint!) 9 Mitnichten, dies war ein Rock-Konzert. auch wenn die Spandsdiese Klassifizierung entrüstet von sich weisen würden.

Auf dem Weg von den heroischen Soul Boy-Manifesten ihrer Gründerzeit über den pompösen Glam-Funk von DIAMOND bis hin zu dem Polyester-Pop von TRUE sind ihnen sicherlich ein paar passable Songs gelungen („Chant“, „Glow‘, „True“); doch scheint mir der unausgegorene Funk/Rock-Verschnitt, dem sie sich heute verschrieben haben, die Wahrscheinlichkeit auszuschließen, daß ihnen Ähnliches auch in Zukunft gelingt.

Es war einfach ernüchternd mitanzusehen, wieviel Zeit sich Gary Kemp inzwischen für seine Rock-Gitarren-Parts herausnimmt – und welche Posen seinem Bruder Martin dazu einfallen. Und Tony Hadley kann sich noch immer nicht entscheiden, ob er lieber Tom Jones oder Chnstopher Lee sein will. Wenn er die Arme hochriß, war der Song meist noch nicht zu Ende: wenn er zu einem unbeholfenen Sprung vom Schlagzeug-Podest ansetzte, tai er es vor dem Break; wenn er das Publikum zum Mitklatschen animierte, lag er neben dem Beat (das vieltausendfache Echo hatte wiederum der Drummer nicht einkalkuliert und kam prompt aus dem Rhythmus!) Daß bis heute niemand daran denkt, ihm ein paar halbwegs professionelle Bewegungen beizubringen, bleibt absolut schleierhaft.

Aber was erzähle ich? Ihre Fans bereiteten ihnen einen euphorisehen Empfang, das sind die Fakten. Spandau Ballet haben ihren Weg wohl gewählt.