Spandau Ballet


Das feinste Maßschneider-Tuch. Exzessiver Einsatz von Männerkosmetik-Produkten. Die teuersten Musik-Instrumente. Der Champagner auf dem Kashmere-Rolli macht keine Rotwein-Flecken. Und sogar die Stimmbänder sind aus reiner Seide – keine Frage, Spandau Ballet sind in der Stadt. Die Hohenpriester des Designer-Pop bitten vor gut 2000 Jüngern zur Messe und zeigen zum Abschluß ihrer Deutschland-Tour noch einmal den Unterschied zwischen Kunst und Design: schöne Produkte, die den grauen Alltag ein wenig aufhellen, ohne echte Schatten zu werfen.

Dabei verstehen die fünf smarten Ballet-Jungen mittlerweile durchaus ihr Kunst-Handwerk. Verstärkt mit Keyboarder, Percussionist und zwei Chor-Frauen lassen die Nobel-Briten um Gitarrist/Songschreiber Gary Kemp ihre teilweise haarsträubenden Unsicherheiten im Zusammenspiel – vor Jahren fast schon ein Markenzeichen der Band – vergessen. Die den Titelseiten von Männermode-Zeitschriften zur Ehre gereichende Perfektion im Styling von Sänger Tony Hadley und seinen Mitstreitern hat auch auf die Live-Darbietung durchgeschlagen – Gary Kemps crispe Gitarren-Arbeit streut die kandierten Mandelsplitter auf das musikalische Champagner-Sorbet aus Spandau. Und wenn’s trotzdem mal wackelt, hält notfalls der bei so gut wie allen Stücken mitlaufende Sequencer die Musik zusammen. Doch der Dampf, den Spandau Ballet mit kraftlosen, schlecht kopierten Soul-Grooves und kalten, aber schnellen Bläsersätzen vom Sampling-Computer zu machen versuchen, ist nach wie vor nur reine, heiße Luft.

Keine Spur von Dirty Dancing also beim Staats-Ballet aus Yuppie-Land, sondern ein Konzert so glatt wie ein Clip vom CD-Video. Und genauso überflüssig für dieses Jahrzehnt. Tausende von Teenagern hatten von Spandau Ballet bis Mitte der 80er Jahre wertvolle Schmink- und Klamotten-Anregungen bekommen und mit überragenden Balladen von „True“ bis „Through The Barricades“ gar ihren ersten Geschlechtsverkehr musikalisch untermalt.

Doch weinen wird niemand, wenn sich die Band jetzt ein Herz faßt und ihren Plattenvertrag gerahmt übers Designer-Sofa hängt. Die Kemp-Brüder haben mit ihren Hauptrollen im Gangster-Film „The Krays“ schon den Grundstein für ihre Kino-Karriere gelegt, Saxofonist Steve Norman gäbe ein gutes Armani-Model ab, Schlagzeuger John Keeble hat sich auf Drum-Programming spezialisiert, und Tony Hadley könnte seine Ausnahme-Stimme zukünftig gewinnbringender in Werbespots erklingen lassen.

Einen Song für British Airways hat er sowieso schon im Konzert gesungen: „I’ll Fly For You“.