Standhaft


Nach schweren Schicksalsschlägen versucht Gabrielle, mit ihrem neuen Album nun wieder Fuß zu fassen.

„Dreams (Can Come True)“-für Gabrielle wurden mit diesem Song wirklich Träume wahr: Gleich mit ihrer Debütsingle landete sie 1993 auf Platz 1 der englischen Charts. Der raffinierte Crossover aus Pop und R & B, die soulige Stimme und ein auffallendes Styling machten Cabrielle schnell auch ausserhalb der Insel bekannt. Innerhalb von drei Jahren etablierte sich die Frau mit der markanten Augenklappe und dem Josephine-Baker-Look als eine der erfolgreichsten schwarzen Stimmen Englands: mehrere Top 10-Hits und diverse Preise gingen auf ihr Konto. Mit der Single „Sunshine“ und dem aktuellen Album „Rise“ knüpft sie nun anscheinend nahtlos an diese Erfolge an. Aber die letzten Jahre waren nicht leicht für die sensible Sängerin. Kurz nach Veröffentlichung des zweiten Albums wurde sie zum Opfer ihrer eigenen Popularität: Nach einer schweren Augenoperation lauerte ihr die Presse auf, um das erste Foto von Gabrielle ohne Augenklappe zu schießen. Nicht eben angenehm, aber verglichen mit dem, was noch kommen sollte, beinahe harmlos. 1996 wurde Gabrielles Ex-Freund und Vater ihres vierjährigen Sohnes vorgeworfen, seinen Stiefvater auf brutale Weise getötet und anschliessend geköpft zu haben. Der Prozess füllte die Titelseiten der britischen Boulevardblätter, nicht ohne die Liaison zwischen dem Popstar und dem Beschuldigten genüsslich auszuschlachten.“Es war erniedrigend, wie man in meinem Privatleben gewühlt und mit Dreck geworfen hat“, erinnert Gabrielle sich, „rücksichtslose Journalisten haben mich und vor allem meine Familie tief verletzt. Ich bin damals in ein ziemlich tiefes Loch gefallen – und nur sehr wenige Menschen haben in dieser Zeit zu mir gehalten. Zwei Wochen bevor der ganze Presserummel losging, hatte ich zwei Brit-Awards gewonnen. Aber keiner rief mich deswegen an. Erst als alle über den Prozess redeten, klingelte ununterbrochen das Telefon – und viele konnten ihre Schadenfreude kaum verbergen.“

Doch Gabrielle ist an den negativen Erlebnissen gewachsen. Und dann, vor zwei Jahren, fing sie auch wieder an, Lieder zu schreiben: „In dieser Zeit sind viele ,I Will Survive‘-Songs entstanden“, erzählt die Engländerin, die mit ihrem neuen Album an die alten Erfolge anknüpfen möchte: „Die Arbeit an ,Rise‘ (aufstehen / Red.) war die beste Therapie, wie das Erwachen aus einem Alptraum. Ich habe viel experimentiert und dabei meine ganz eigene Linie gefunden.“