techno.org


Nerd-Alarm! Ishkurs Guide to Electronic Music ist die tollste und wahnsinnigste Seite, die sich zur Entwicklung der elektronischen Musik im Netz finden lässt.

Auf jeder guten Party gibt es mindestens zwei (aber nie mehr als drei) Typen, die mit niemandem ins Bett wollen. Sie trinken Bier, stehen in der Nähe der Plattenspieler und können und werden, wenn du leichtsinnig eine Frage stellst – dir die Namen jedes gottverdammten Genres, Sub-, Subsubund Subsubsub-Genres der populären Musik zwischen 1954 und 2009 aufsagen. Zu diesen sozial gestörten Pop-Psychopathen gehört vermutlich auch Kenneth John Taylor, der Erfinder und Betreiber einer der genialsten Websites zum Thema Elektronica: http://techno.org/electronic-music-guide .

Mit unendlicher Geduld hat der kanadische Erbsenzähler eine Art interaktives Verkehrsnetz angelegt, das auf den verschlungensten Wegen durch das Universum der Elektronischen Musik führt. Sein „Guide to Electronic Music“ bietet einen sensationell ausführlichen Überblick über alle denkbaren, undenkbaren, tatsächlichen und erfundenen Sparten elektronischer Musik. Besonders wertvoll wird sein Projekt durch die liebevolle und relativ sachkundige Auswahl von Hörbeispielen: Unter French House findet sich Daft Punk, bei Detroit Techno gibt es Soundfiles von Jeff Mills und Carl Craig, bei Downtempo/ Minimalism Mike Oldfield, Philip Glass und Steve Reich. Das Breakbeat-Subgenre Turntablism wird unter anderen von Kid Koala repräsentiert, das ursprüngliche Electro von Herbie Hancock und Kraftwerk und der Downtempo-Bereich unter TripHop von Massive Attack, Tricky und Portishead.

Clickt man sich durch obskure Genres wie Death Trance, German Trance (Modo!), Stupid House und Buttrock Goa (letztes brachte immerhin ein etwa zehn Sekunden lang unterhaltsames Geballere mit einem „Money For Nothing“-Sample hervor), verliert man leicht jegliches Zeitgefühl. Der Guide wächst ständig, er ist ein “ work in progress“, wie Taylor verspricht. Dass die so clever programmierte Zusammenstellung weder objektiv noch maßgeblich in allen Zweifelsfällen ist, ist ganz im Sinne des Erfinders. ,gu unterhalten ist mir wichtiger als zu informieren „, sagt Taylor. Obwohl er sich in diesem einen Punkt von den Nerds auf den Partys unterscheidet – in Sachen elitäres Denken liegt er wieder ganz auf ihrer Linie: „Leute auf Grund ihres Musikgeschmacks runterzumachen ist billig“, schreibt er im „Disclaimer“. „Außer ihr Musikgeschmack ist Scheiße.“