The 1975: Matty Healy äußert sich zu Malaysia-Vorfällen


„Ich bin wirklich verdammt angepisst von diesem Scheiß“, heißt es von dem The-1975-Sänger.

Einige Monate nachdem die Band Einreiseverbot für Malaysia erhalten hat, äußert sich jetzt Matty Healy zu dem Vorfall, der dazu führte, und kritisierte die LGBTQ+-Haltung des Landes.

Am 21. Juli spielten The 1975 auf dem Good Vibes Festival in Kuala Lumpur. Nachdem Healy jedoch die Regierung aufgrund ihrer Haltung gegenüber der LGBTQ+-Community kritisierte, wurde ihre Show abgesprochen. Zusätzlich küsste der Frontmann seinen Bandkollegen Ross MacDonald live auf den Mund. Seitdem hat die Band Einreiseverbot in Malaysia.

Der Veranstalter des Festivals verlangte außerdem von der Band umgerechnet ca. 2,4 Millionen Euro Schadensersatz, weil Matty Healys Verhalten dazu führte, dass das gesamte Festival abgebrochen wurde und sich Künstler:innen und Verkäufer:innen über entgangene Einnahmen beschwert hatten.

Kritik hagelte es zusätzlich von der malaysischen LGBTQ+-Community. Diese äußerte sich folgendermaßen: „Ausländer haben nicht das Recht, hierher zu kommen und auf uns zu scheißen und uns zu sagen, wie wir Dinge zu tun haben, vor allem, wenn sie es für uns nur noch schlimmer machen.“

The 1975: Matty Healy stoppt mit Anti-Homophobie-Ansage Festival in Malaysia

Mehr als drei Monate danach sprach Healy am 9. Oktober in Texas bei einem Konzert seiner Band über den Vorfall. Er eröffnete seinen Monolog mit den Worten: „In Ordnung, meine Damen und Herren. Okay, unglücklicherweise für euch, Dallas, habt ihr den kurzen Strohhalm gezogen. Ihr habt die Show bekommen, bei der ich wirklich aufgehört habe, mich zu interessieren. Und seht ihr, diese Show ist irgendwie von der Bühne in eine Menge verschiedener Umgebungen geflossen, und es macht mir nichts aus, hohle, oberflächliche Anschuldigungen an den Kopf geworfen zu bekommen – wie rassistisch zu sein, oder solche Sachen. Es erlaubt der Show, das zu tun, was sie tun soll – Ungereimtheiten und Heucheleien aufzudecken. Ich benutze mich selbst, um das zu tun.“ Er fuhr fort, indem er erzählte, wie viele Leute ihm sagen würden, er dürfe nicht darüber reden, was in Malaysia passierte. Das sei der Grund, warum er jetzt darüber sprechen würde.

Video zur Rede:

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„The 1975 sind nicht unangekündigt in Malaysia aufgetaucht, sondern wurden von einer Regierung als Headliner eines Festivals eingeladen, die die Band mit ihren weit verbreiteten politischen Ansichten und ihrer routinemäßigen Bühnenshow kannte. Die Vertrautheit der malaysischen Festivalorganisatoren mit der Band war die Grundlage für unsere Einladung“, erklärte der Sänger und sagte zusätzlich: „Dass ich Ross geküsst habe, war kein Trick, um die Regierung zu provozieren, sondern ein fester Bestandteil von 1975, der schon viele Male zuvor aufgeführt worden war. Auch haben wir unser Programm an diesem Abend nicht geändert, um Lieder für die Meinungsfreiheit oder für Schwule zu spielen.“

Hätten sie einen festen Bestandteil der Show gestrichen, nur um den Ideen der Regierung zu entsprechen, wäre es eine passive Unterstützung der Politik, erklärte der Brite. Die Folgen ihres Auftritts waren jedoch wütende Anschuldigungen der malaysischen Behörden, da Homosexualität dort eine Straftat darstellt und mit dem Tod geahndet wird.

Matty Healy kritisiert Setlist-Änderung von Muse für Malaysia-Konzert

The 1975 habe auch über das Internet eine Reihe von Anschuldigungen erhalten, erklärt Healy: „Die liberale Empörung gegen unsere Band, weil wir konsequent an unserer Pro-LGBTQ-Bühnenshow festhielten, war das Verwirrendste an der Sache. Viele Leute, vor allem liberale, behaupteten, dass der Auftritt eine unsensible Zurschaustellung von Feindseligkeit gegenüber den kulturellen Gepflogenheiten der malaysischen Regierung war und dass der Kuss eine performative Geste der Verbundenheit war“. Wütend erklärt er: „Performen ist der Job eines Künstlers. Die Bühne ist ein Ort für die Ausdrucksformen von Künstlern, die von Natur aus dramatisiert sind. Das ist der Grund, warum die Leute zu den verdammten Shows gehen“.

Darauf folgte ein weiterer Exkurs über die Bedeutung von Kolonialismus und die Anschuldigungen und kritischen Äußerungen der Band gegenüber. Der Frontmann erklärte weiter: „Wenn die wirklich glauben, dass Künstler die Verantwortung haben, ihre liberalen Tugenden zu verteidigen, indem sie ihre riesigen Plattformen nutzen, dann sollten diese Künstler nach den Gefahren und Unannehmlichkeiten beurteilt werden, denen sie sich aussetzen und nicht nach den Belohnungen, die sie für das Nachplappern des Konsenses erhalten. Es ist nichts besonders Erstaunliches oder Mutiges daran, sein verdammtes Profilbild zu ändern, während man in seinem Haus in L.A. sitzt. Ich bin wirklich verdammt angepisst von diesem Scheiß.“

Matty Healys gesamte Rede:

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Zusätzlich zu seinen Erklärungen und Äußerungen zur militarisierten Gewalt in Malaysia zeigte der 34-Jährige ein Szenario auf: „Diejenigen, die auf Twitter ihre Empörung darüber geäußert haben, dass The 1975 nicht bereit sind, den malaysischen Gepflogenheiten Rechnung zu tragen, fänden es entsetzlich, wenn The 1975 sich, sagen wir mal, den jeweiligen beschissenen Trans-Gesetzen von Mississippi beugen würden.“

Abschließend sagte Matty Healy: „Die Idee, dass es Künstlern obliegt, auf die lokalen Empfindlichkeiten einzugehen, wo auch immer sie zu einem Auftritt eingeladen werden, schafft einen sehr gefährlichen Präzedenzfall.“

Die Anwälte der Band versuchen bereits seit einigen Monaten den Rechtsstreit zwischen dem malaysischen Festivalveranstalter „Future Sound Asia“ und The 1975 beizulegen.

The 1975 sind momentan auf ihrer „Still… At Their Very Best“-Tour und werden dabei auch in fünf deutschen Städten Halt machen. Nach dieser Tour haben sie angekündigt, vorerst eine Pause von Live-Shows einzulegen.

Alle Konzert-Termine in Deutschland:

  • 05.03.2024: Hamburg, Barclays Arena
  • 12.03.2024: Berlin, Verti Music Hall
  • 18.03.2024: München, Zenith
  • 21.03.2024: Frankfurt, Jahrhunderthalle
  • 22.03.2024: Köln, Palladium