The Beach Boys – Pet Sounds


Das muß man sich mal vorstellen: Wir schreiben das Jahr 1966, noch kein „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ in Sicht, geschweige denn ein „Dark Side Of The Moon“. Die Beach Boys sind eine schnellproduzierende Hitmaschine, haben in ihren ersten vier Jahren fast zwanzig Top-20-Hits, und die gesamte Industrie denkt überhaupt nur im Drei-Minuten-Takt. Da kommt Brian Wilson, der Verrückte.

der schon im Dezember 1964 das Touren aufgegeben hat und daher alle Zeit dieser Welt zur Verfügung hat, seine Studiophantasien auszuleben, auf die Idee, ein Konzeplalbum zu produzieren. Das vorherige Album (bereits ihr elftes!), „Beach Boys Party!“, war noch ein relativ tumbes Werk gewesen, und nun kommt der Mann mit dem Plan daher. Streicher und alle möglichen ungehörten Studiotricks einzusetzen und ein für damalige Verhältnisse revolutionäres Gesamtkunstwerk abzuliefern. Ein Album, das die Fans vor den Kopf stoßen mußte, die Musikwell aber aufgrund seiner perfekten Produktion ein gutes Stück nach vorne bringen sollte. „Pet Sounds“ war ungewohnt modern in seiner Instrumentierung und ungewohnt intellektuell in seinen Texten. Und kommerziell war es, abgesehen von den beiden Singles „God Only Knows“ und „Sloop John B“, ein relativer Mißerfolg: von dem guten Dutzend Alben, die die Band zwischen 1963 und 1967 veröffentlichte, ist es das einzige, das damals nicht vergoldet wurde. Doch Brian Wilson kümmerte das wenig: Er hatte sein Meisterwerk abgeliefert, ein Album, das auch heute noch als bestes Album dieser Band dasteht. Brian Wilson hatte sich ein Denkmal gesezt – er war der erste „Rock’n’Roll auteur“ der Geschichte.