The Beatles


Nie waren sie so wertvoll wie heute: Die Beatles melden sich 25 Jahre nach ihrem Abschied aus der Pop-Welt zurück. Mit einer neuen Single, einer CD-Anthologie und einem TV-Special. ME/Sounds öffnet das Rundum-glücklich-Paket für alle Fans der Fab Four.

Es brechen schwere Zeiten für Beatles-Hasser an. Bis zur Veihnachtszeit werden die Fab Four aus Liverpool wohl wieder einmal in aller Ohren sein. Gründe dafür gibt’s genug. Am 27. November veröffentlicht EMI weltweit den ersten „neuen“ Beatles-Song seit 25 Jahren: Die Single ‚Free As A Bird‘, die Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr Anfang 1994 aus einem Demo-Band mit John Lennons Stimme zu einem kompletten Song verarbeiteten. Eine Woche früher, am 20. November, erscheint der erste Teil einer Serie von Alben mit Unmengen von nie gehörtem Beatles-Material. Die Doppel-CD ‚The Beatles Anthology Volume One‘ enthält 40 Songs — darunter Alternativ-Versionen von ‚Love Me Do‘ oder ‚Please Please Me‘, bislang unveröffentlichte Songs wie Paul McCartneys ‚In Spite Of Danger‘ oder der Live-Mitschnitt von ‚All My Loving‘ aus der ‚Ed Sullivan Show‘. Weitere Folgen der CD-Serie und ein mehrteiliges Video-Set sollen Anfang 1996 erscheinen. Vorher schon, in der Woche um Weihnachten, strahlt das ZDF die heiß erwartete Beatles-TV-Dokumentation aus, die in den vergangenen Jahren unter Mithilfe der Rest-Beatles produziert wurde. Zur besten Sendezeit um 22 Uhr sollen die drei Folgen, zwischen 60 und 120 Minuten lang, einen Hauch von Beatlemania in deutsche Wohnzimmer wehen. Die Mainzer Fernsehmacher ließen sich die Rechte an dem Beatles-Special immerhin mehrere Millionen Mark kosten. Bei soviel Wirbel um die Beatles drängt sich eine Frage auf: Sind sie’s denn noch wert? Die Antwort lautet: ja. Noch heute leuchten die Fab Four als Leitstern am Himmel der Pop-Musik. Für die 30- bis 50jährigen bedeuten sie all das, was das Wort „Nostalgie“ nur ungenau auszudrücken vermag, und nachfolgende Generationen entdecken die Beatles-Musik immer wieder neu.

Hätte es die Beatles niemals gegeben, würde die Welt wohl heute ein bißchen anders aussehen. Es war erst der Erfolg der Beatles, der eine veritable Pop-Industrie ins Leben rief. Allein das macht sie schon wichtig. Ohne sie hätten die Rolling Stones wahrscheinlich niemals einen einzigen Song geschrieben. Ohne die Inspiration durch die Beatles wären Zehntausende von nachfolgenden Bands wahrscheinlich niemals gegründet worden.

Dagegen wurde der Einfluß der Gruppe als politische Katalysatoren und als soziale Kraft zweifellos überschätzt. Dennoch, in den sechziger Jahren schien es so, als ob die Beatles allen Wandel in der Welt verursachen würden. Sie waren Geschöpfe ihrer Zeit, der sechziger Jahre. Sie halfen mit, diese Ära zu prägen, sie wurden aber im Gegenzug auch von ihr geprägt. Es ist zwar faszinierend zu sehen, wie die Beatles-Songs mit ihrer Zeit verwoben sind, aber man kann sie auch unabhängig davon hören. Die Songs werden deshalb nicht schlechter. Es ist unbedeutend, was die Beatles-Musik irgendwann einmal bewirkt hat, sondern interessant, was sie heute noch bewirken kann. Die wahre Kunst lebt eben in der Gegenwart.

Wie soll man nun den Beatles entgegentreten? Mit ein bißchen Ehrfurcht. Das wäre angemessen. Man darf sich nicht scheuen, ihre Musik große Kunst zu nennen. Sie ist es. Und etwas Dankbarkeit scheint auch angebracht — für all das, was sie getan haben. Und dafür, daß sie andere dazu bewegt haben, auch etwas zu tun.