The Beatles – Please Please Me


Es ist eine Szene, die man sich einrahmen möchte: 11. Februar 1963. viertel nach zehn abends. In der Kantine der Abbey Road Studios in London sitzen John Lennon. Paul Mc-Cartney, George Harrison und Ringo Starr. 20 bzw. 22 Jahre alt, mit ihrem Produzenten George Martin beim Kaffee und überlegen. Martin möchte dem Album, das sie gerade aufgenommen haben, noch ein i-Tüpfelchen aufsetzen. Im Lauf des letzten Jahres haben sich für die vier Liverpooler Lokalhelden einige entscheidende Hebel umgelegt – Vertrag bei der EMI, neuer Drummer Ringo, Achtungserfolg mit der ersten Single „Love Me Do“ im Herbst. Seit Mitte Januar 63 klettert die zweite Single „Please Please Me in den Charts, die EMI-Entscheider beordern die Band für einen Tag von ihrer Tour im Vorprogramm von Fräuleinwunder Helen Shapiro ab nach London. In drei drei-Stunden-Sessions werden neun Songs eingespielt, zunächst eigene, gegen Abend eine Handvoll bewährter Coverversionen. Dann ist es zehn, die offizielle Studiozeit abgelaufen. Aber es soll noch ein Kracher her. Die Wahl fällt auf ein Cover der Isley Brothers, mit dem die Beatles live regelmäßig Publikümmer zum Ausrasten bringen. Die erschöpfte Band – Lennon ist zudem schwer erkältet, seine Stimme kurz vorm Kollaps – rafft alle ihre in tausend verrauchten Kellerclubabenden geschärfte Schlagkraft zusammen und watscht es raus, im ersten Take: „Twist And Shout“. „Nichts von solcher Intensität war je in einem britischen Pop-Studio autgenommen worden“, schreibt Ian McDonald später in seiner Beatles-Bio „Revolution In The Head“ und attestiert der Aufnahme die Vorwegnahme des Heavy-Metal-Idioms. Um elf ist die Sache im Kasten, tags drauf sind die Beatles wieder mit Shapiro auf Tour. Sechs Wochen nach Veröffentlichung steht PLEASE PLEASE ME am 4. Mai 1963 auf Platz 1 der UK-Charts. Und die Sensation nimmt ihren Lauf. Die seit 196O eingepennte Rock’n’Roll-Rebellion ist wieder „on „, die Tage von Sauberbubi Cliff Richard als wichtigstem britischen Pop-Act sind gezählt. Großbritannien, die Welt ist reif für die Sixties, für die Revolution. Eine solche ist das Album auch in Sachen Pop-Autorentum: Acht Songs auf Please Please Me sind Eigenkompositionen, so viele hatte keine Band zuvor auf einem Album; dieser Do-it-yourself-Ansatz wird Myriaden von Nachfolgern ermutigen: Es geht doch!

Aufgenommen: 11.2.1963, Abbey Road Studios. London; 11.9. und 26.11.’62 (erste Singles]

Produzent: George Martin

Beste Songs: „Twist And Shout“, „Please Please Me“, „I Saw Her Standing There“

Höchste Chartsposition GB: 1