Nennen wir es „Das Interpol-Problem“: Irgendein Schrumpfkopf hatte die geniale Idee, Interpol und die Hidden Cameras am selben Abend in derselben Stadt spielen zu lassen – an verschiedenen Orten! So stand man dann, nervös auf die Uhr schauend, ausgerechnet neben Heinz Rudolf Kunze und betete erst mal Interpol an. Bis die frohe Kunde kam: Hidden-Cameras-Sänger Joel Gibb betete mit. Na. solange der auch hier ist. kann’s ein paar Kilometer weiter noch nicht losgehen. Dann: Ortswechsel. In der wundervollen Weltbühne legten die acht Cameras gerade los: Joel Gibb ganz blässlich geschminkt, zwei Schulmädchen entfesselt vor der Bühne tänzelnd, unfassbar viele, teils sehr obskure Instrumente, von denen eines sicher Kurylophon hieß. Heinz Rudolf hatte übrigens keinen Bock mehr, aber die exzellent gekleideten Besucher [von denen keiner so aussah, als müsse er/sie morgen vor 12 Uhr raus] und das glänzend gelaunte Kollektiv aus Toronto ließen diesen Verlust schnell vergessen. Müssen wir die Sache mit dem „Gay Church Folk“ und der ausnahmslos homosexuellen Bandbesetzung noch erwähnen? Leider ja, denn in der Weltbühne ging’s ungefähr so.- „Die Keyboarderin ist so süß“ – „Halt die Klappe, die steht auf Frauen!“ Pech. Aber zu den Fakten: Ob „Ban Marriage“. „The Animals Of Prey“. „Doot Doot Plot“ oder „The Fear Is On“, kein Gassenhauer fehlte. So tanzte man also und warf die Hände in die Luft zu Songs über die richtige Handhabung von Gleitmitteln und gegenseitiges Anpinkeln. Und diese Band! Wenn man die Platten der Hidden Cameras hört, kommt man ja nie auf die Idee, dass da auch jemand Schlagzeug spielen könnte. Und wer saß da ganz hinten auf der Bühne? Eine Schlagzeugerin mit Lärmschutzkopfhörern! Was gab es noch? Einen Tanzversuch im Dunkeln, eine herrliche Zugabe mit verbundenen Augen und, ja, ein Wittgenstein-Zitat. Selbstverständlich will an dieser Stelle niemand Sätze lesen wie „Die Hidden Cameras zauberten ein Lächeln auf jedes Gesicht.“ Doch ich schwöre: Genau so war es.

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