The Tubes


Ein Chevy ohne Motor? Wodka ohne Prozente? Helmut Kohl ohne Black Out? Undenkbar, genauso wie die Tubes ohne ihren bizarren Sänger Fee Waybill – das wurde an diesem Abend überdeutlich. David Killingsworth heißt der arme Tropf, dem die schier unlösbare Aufgabe zufiel, den ehemaligen Tubes-Frontman zu ersetzten. Als sei diese Last nicht erdrückend genug, litt er zusätzlich noch unter einer geradezu mitleiderregenden Heiserkeit. Es begann mit peinlicher Stille – das Saallicht verlöschte und nichts geschah. Auf der Suche nach ihren Instrumenten irrten die Musiker hilflos umher, die Besucher standen mehrere Minuten buchstäblich im Dunkeln – und bereits an dieser Stelle hagelte es erste böse Buhs und Pfiffe. Obwohl die Original-Besetzung hinter dem krächzenden Killingsworth stand, war vom sprühenden, musikalischen Feuerwerk alter Tage nichts mehr zu hören, von der quecksilbrigen Präsenz und dem anarchistischen Biß des legendären, skandalumwitterten Live-Spektakels nichts zu sehen. Ihre Ohrwürmer, angefangen bei „She’s A Beauty“ über „Talk To Ya Later“ bis zu „White Punks On Dope“, wurden derartig lasch vorgetragen daß sie – bis auf einen alkoholisierten Hardcore Fan – niemanden mehr in Ekstase versetzen konnten. Es mangelte beinah an allem, was die Gruppe aus San Francisco früher auf die Bretter zauberte. Der Gig war mitreißend wie das Summen eines kaputten Kühlschranks.

Es hatte den Anschein, als spiele eine (nicht untalentierte) Cover-Band die Greatest Hits der Tubes. Statt der groß angekündigten Show gab es gequirlte Einfallslosigkeit: einen Biersauf-Wettbewerb und rumhampelnde Girls ohne Sinn und Dramaturgie; die fluoreszierenden Skelette, die im Schwarzlicht auf den präparierten Jogginganzügen der Musiker strahlten, waren da fast schon sinnbildlich.

Gitarrist Bill Spooner, Drummer Prairie Prince und Co. haben das Spielen zwar nicht verlernt, aber es schien, als hätten sie es aufgegeben, gegen die übermächtigen Schatten anzukämpfen, die ihre perfekten Shows Ende der 70er bis heute werfen.

Das düpierte Publikum wanderte zum Teil schon frühzeitig ab, der kümmerliche Rest bemühte sich, für das gezahlte Eintrittsgeld wenigstens ein bißchen Spaß zu haben. Bei einigen Zuschauern war die Verärgerung sogar so groß, daß sie ob dieser offensichtlichen Bauernfängerei an der Kasse ihr Eintrittsgeld zurückverlangten.

Wenig Positives erbrachte auch eine kleine Blitzumfrage nach Konzertende. Die Meinungen reichten von: „Naja, ging so‘, über „müde Hippie-Mucke“ bis hin zu „Rattenfänger auf einem sinkenden Schiff.“